Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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27NOV2020
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Herbst heißt Abschied. Durch die Jahreszeiten sind wir ja eigentlich geübte Abschiednehmer. Und doch fühle ich mich bei Abschieden oft, als wäre ich immer noch ein Anfänger. Aber zum Glück habe ich auch die Erfahrung der Wiederkehr.

Nicht das ich Abschiede liebe, aber ich weiß im Lauf der Jahreszeiten wechseln sich Frühling, Sommer, Herbst und Winter ab und folgen aufeinander. Nach Abschied, Ruhe und Starre jetzt im November kommt wieder Aufbruch und Genuss im Frühling und Sommer.

Mein Kollege aus Korea drückte es besonders verheißungsvoll aus. Er sagte anstatt Frühling - „Aufbruch“. Es kommt wieder ein Aufbruch!

Diese Gewissheit im Abschied macht mir so manchen tristen Novembertag erträglicher. Und oft denke ich dann an das Versprechen das Gott gegeben hat:
„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (Gen 8,22)

Dieser Satz trägt mich durch den November,  durch den ganzen Herbst. Durch die Jahreszeit des Abschiedes. Auf die Saat folgt die Ernte, auf den Sommer der Winter und nach der Nacht kommt wieder ein Tag.

Dieser Rhythmus, die Regelmäßigkeit trägt mich durch das Jahr und macht es mir leichter Abschied zu nehmen. Und so wird man zum Profi im Abschiednehmen im Laufe des Jahres. Mir hilft das Versprechen Gottes, auch in Abschieden das Besondere und Schöne wahrzunehmen.

Die bunten Blätter im Herbst, aber auch im übertragenen Sinn zum Beispiel das Erwachsenwerden der Kinder. Was sich für mich eher wie ein Abschied anfühlt, ist für die Kinder ein sich Weiterentfalten. Sie entwickeln ihre Persönlichkeit, sie blühen auf. Und nicht mehr lange, dann können sie ihren Weg selbständig gehen. Abschied ist eben auch Aufbruch. Ohne Abschied kein Anfang.

Und so ist das Jahreszeitenrad irgendwie auch wie ein Zirkeltraining für Aufbruch und Abschied. Manchmal schmerzhaft und mit Muskelkater verbunden, aber dennoch stärkend für den Lebenskreislauf.

„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32069
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