Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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25NOV2020
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Frauen auf der ganzen Welt leiden unter Gewalt: Sie werden für vermeintliche Fehler verprügelt oder sogar ermordet, verstümmelt oder vergewaltigt. Auch bei uns in Deutschland. 

Und offensichtlich war das schon immer so. Sogar die Bibel erzählt folgende Geschichte: Einmal war Jesus im Tempel. Er hat dort gepredigt und viele Leute waren da, um ihm zuzuhören. Plötzlich hörten sie Lärm: Eine Gruppe von Lehrern und Gelehrten kommen auf Jesus zu. Sie ziehen eine Frau mit sich. Als sie bei ihm ankommen, schreien sie wütend: „Wir haben die hier erwischt, als sie ihrem Ehemann fremdgegangen ist. Sie muss gesteinigt werden – so will es das unser Gesetz!“ Die Umstehenden haben genickt und zustimmend gerufen. Manche haben sich schon nach Steinen gebückt. Die Frau hatte vermutlich Todesangst. In jedem Moment könnte der erste Stein sie treffen.

Da richtet sich Jesus auf. Mit lauter Stimme durchbricht er den Lärm: „Hört damit auf! Wer noch nie im Leben einen Fehler gemacht hat, der werfe den ersten Stein.“ Da haben einige ihr Steine fallengelassen. Sie haben sich umgeschaut und schließlich haben sie murrend den Platz verlassen, einer nach dem anderen.

Diese Geschichte ist fast 2000 Jahre alt – doch das Thema ist noch immer aktuell:
Auch in unserem Land heute ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen, sagt die Polizeistatistik. Die Dunkelziffer ist wohl noch viel höher, was auch daran liegt, dass nicht jeder Übergriff lebensbedrohlich ist oder sichtbar durch blaue Flecken und gebrochene Knochen. Auch psychische Gewalt, wie Stalking oder Belästigung verletzen tief und dürfen deshalb nicht verharmlost werden.

Heute, am 25. November, ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Menschenrechtsorganisationen nutzen ihn, um auf das Thema aufmerksam zu machen, damit wir alle hinschauen und zuhören, wo Frauen und Mädchen Gewalt erfahren – und dann Hilfe suchen oder einschreiten, wo wir es können.

So wie Jesus. Der hat die Not der Frau gesehen, das Unrecht benannt und sie vor der rasenden Wut der Männer beschützt. Er hat ihr damit das Leben gerettet. Für mich ein Vorbild – auch noch heute.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32067
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