SWR3 Gedanken

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18NOV2020
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Kintsugi - das klingt exotisch. Kintsugi – das ist eine alte japanische Reparaturkunst für Keramik. Wenn ein Gefäß zerbricht, setzen die Kintsugi-Experten die Scherben sorgsam wieder zusammen. Die Nahtstellen bestreichen sie mit Gold- oder Silberstaub.

So bleiben die Brüche sichtbar. Aber jetzt verleihen sie der reparierten Keramik einen besonderen Wert. In meinem Leben gibt es auch etliche Brüche und Risse. Freundschaften, die kaputtgegangen sind; Menschen, die ich enttäuscht habe. Todesfälle, die ein großes Loch gerissen haben. Manches schmerzt immer noch.

Trotzdem ist es mein Leben. Ein ganzes Leben. Weil ich weiß, dass Gott mein Leben in den Händen hält. Und Gott stelle ich mir als Kintsugi-Meister vor.

Gott sieht, die Scherben in meinem Leben. Und fügt sie behutsam zusammen. Die Nahtstellen bestäubt Gott mit Goldstaub. Weil es doch gerade die schmerzlichen Erfahrungen sind, die mich besonders prägen. Die mein Leben wertvoll machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32055
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