SWR3 Gedanken

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16NOV2020
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Ich sitze in einer Besprechung mit einem jungen Kollegen. Wir haben eine umfangreiche To-Do-Liste und viel zu tun. Mittendrin geht sein Handyalarm los. Ich unterbreche meinen Satz und schaue ihn irritiert an. „Tschuldigung“, sagt er, „es ist 10 Uhr.“ „Aber wir hatten doch bis halb elf ausgemacht“, korrigiere ich ihn. Er strahlt mich an: „Ja klar. Ich hab ja auch Zeit bis dahin. Der Alarm geht jeden Tag um 10 und um drei Uhr nachmittags los.“

„Aber warum?“ – ich verstehe immer noch nicht. „Zwei Mal am Tag, am Vormittag und am Nachmittag, lasse ich mich von meinem Handy unterbrechen. Dann erinnert es mich daran: ich muss nicht alles aus eigener Kraft schaffen.“

Ich starre ihn sprachlos an. Er sieht die Fragezeichen in meinen Augen und redet weiter: „Manchmal denke ich, dass mir alles über den Kopf wächst, aber dann kommt der Alarm. Und dann erinnere ich mich, dass Gott mir hilft. Ich muss das nicht alleine schaffen.“
„Und das hilft?“, frage ich. „Ja“, sagt er. „Wenn es passt, nehme ich mir noch Zeit für ein Gebet. Aber allein die Erinnerung daran, hilft mir schon.“

„Und was machen wir jetzt?“, frage ich ihn. „Wir machen weiter“, lächelt er. „Es ist ja erst 10. Unser Termin geht bis halb elf. Wir haben auch noch einiges zu besprechen.“
„Gut.“, sage ich, „Und gut, dass wir beide wissen: Wir müssen nicht alles aus eigener Kraft schaffen.“

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