SWR3 Gedanken

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15NOV2020
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Brocéliande heißt der mystische Wald in der Bretagne. Angeblich ist hier das Grab des Zauberers Merlin und der Fels, in dem das Schwert des Artus steckte. Ein Weg führt an einem See vorbei. Dort soll der Ritter Lancelot aufgewachsen sein.
Und dann steht man plötzlich vor einem goldenen Baum! Der Baum ist echt. Echt tot.

Vor rund 30 Jahren hat hier ein Brand gewütet und unzählige Bäume zerstört. Inzwischen sind viele neue Bäume gewachsen. Sie tragen im Sommer grüne Blätter und werfen sie im Herbst vielfarbig ab. Aber zwischen ihnen steht unübersehbar ein goldener Baum. Mit Ästen, an denen keine Blätter mehr wachsen. Die toten Äste ragen in den leeren Raum hinein. Und glänzen golden.

Ein Künstler hat den Baum mit Goldfarbe bestrichen. Für manche ist er ein Mahnmal: Waldbrände sind verheerend. Lasst uns die Wälder schützen. Für andere ist er ein Kunstwerk: Kunst kann Natur und Mensch verbinden.

Für mich ist er eine Glaubensaussage – was wir tot nennen, ist vielleicht nur tot für uns. Gott verleiht ihm einen neuen, besonderen Glanz. Einen Glanz, gegen das selbst der Goldglanz der Künstlerfarbe nur ein schwacher Abglanz ist.

Und so ist dieser Arbre d’or, der Goldbaum in der Bretagne, für mich tatsächlich ein Lebensbaum! In echt!

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