SWR2 Wort zum Tag

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21NOV2020
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Die Hoffnung ist ein Licht, das die Dunkelheit durchbricht. Manchmal stark und kräftig, wie ein Strahl in der Nacht. Ein anderes Mal nur wie ein ferner Schein, flackernd, schwach und klein, und dennoch da. In jedem Fall etwas, an dem man sich orientieren kann. Auf das man zugehen kann. Weil es einem Kraft gibt, Mut und Zuversicht.

Manche Menschen sehnen sich vielleicht gerade in diesen Novembertagen nach solch einem Licht, das ihre dunklen Tage durchbricht. Wenn sie das Grab eines lieben Menschen besuchen, der verstorben ist. Sich daran erinnern, was ihn oder sie ausgemacht hat: das verschmitzte Lächeln, das besondere Geschick, das ruhige Gemüt. Und auch die Verbundenheit über Höhen und Tiefen eines gemeinsamen Lebens hinweg. Nun ist der Platz am Tisch zu Hause leer. Und die Trauer da.

Morgen ist Totensonntag oder Ewigkeitssonntag, wie er auch genannt wird. Dann werden in vielen evangelischen Kirchen die Namen der in diesem Jahr Verstorbenen im Gottesdienst verlesen und für jeden und jede von ihnen eine Kerze angezündet.

Eine Frau, deren Mann gestorben war, hat mir einmal gesagt, wie gut ihr das getan habe. Das Licht der Kerze für ihren Mann. Das gemeinsame Erinnern. Auch hineingenommen zu sein in die Gemeinschaft der Trauernden. Das habe ihr viel Trost gegeben. Und auch Worte, die dann gelesen wurden – aus der Bibel. Die Stelle wusste sie nicht mehr, aber den Inhalt. Wir haben dann herausgefunden, dass es Worte aus der Offenbarung des Johannes waren. Da wird beschrieben, wie es einmal sein kann: Dass Gott alle Tränen von den Augen abwischen wird. Und dass es keinen Tod und keinen Schmerz und kein Leid und keine Trauer mehr geben wird. Denn was einmal war, ist für immer vorbei (Offbg 21,4).Die Frau meinte, der Gedanke, dass der Abschied von ihrem Mann vielleicht nicht für immer sei, habe ihr Hoffnung gegeben. Auch die Vorstellung, in der Ewigkeit nicht mehr dem Dunkel von Leid und Schmerz ausgesetzt sein zu müssen. Und wenn es da tatsächlich ein Wiedersehen gäbe, mit ihm, und auch all den anderen Lieben, von denen sie bereits hat Abschied nehmen müssen, das wäre schön. Selbst wenn da auch die wären, die man nicht hat leiden können.

Das Gespräch mit dieser Frau hat mich berührt. Denn ich teile diese Hoffnung. Auf ein Wiedersehen, wie auch immer. Auf ein Ende von Tränen und Trauer. Dass das Dunkel nicht bleibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32034
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