SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

20NOV2020
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Durchdringender Lärm, ein herzzerreißendes Gebrüll ist aus dem Kinderzimmer gekommen. Und dann – plötzlich – Ruhe. Ich habe genauer hingehört, und dann habe ich ein leises Glucksen gehört. Das Baby wurde gestillt. Aus einem verzweifelt brüllenden kleinen Bündel ist in Sekundenschnelle ein zufrieden glucksendes Menschlein geworden. Alles war wieder gut. Und ich musste denken an den Bibelvers, der diese Ruhe, wenn ein Baby gestillt wird, vergleicht mit einem tiefen Gefühl der Geborgenheit bei Gott.

In einem Gebet (Ps 132,2) heißt es: Meine Seele ist still und ruhig; wie ein kleines Kind bei seiner Mutter, wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir.

In der Bibel werden manchmal Kinder als Beispiel dafür gewählt, wenn Erwachsenen etwas klargemacht werden soll. So hat Jesus einmal einen Streit unter den Jüngern damit beendet, dass er ein Kind in ihre Mitte gestellt hat und gesagt hat: „Wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“ (Matth 18,5)

Jesus hat davon gesprochen, dass Kinder besonders schutzbedürftig sind. Nicht nur zu biblischen Zeiten sind es die Kinder, die bei den Plänen der Erwachsenen schnell vergessen gehen. Nicht erst seit es die Aktion Fridays for Future gibt, haben Kinder auf der ganzen Welt oft Anlass zum lauten Protest. Heute ist der 20. November, der Weltkindertag. 1989 hat die UN-Vollversammlung an diesem Tag die Kinderrechtskonvention verabschiedet und begeht seitdem den Internationalen Tag der Kinderrechte. In manchen Ländern allerdings, auch in Deutschland, ist es der 20. September und andernorts der 1.Juni der Tag, an dem die Rechte der Kinder besonders ins Bewusstsein gehoben werden sollen. Ist das nicht typisch für uns Erwachsene? Nicht mal auf ein Datum können wir uns einigen, wenn es um die Rechte der Kinder geht!

Aber in einem, glaube ich, sind die allermeisten Erwachsenen einig: Jeder Mensch soll im Leben diese Geborgenheit erleben, wie sie ein kleines Kind erlebt, das gestillt wird.

Wer sich bei Gott geborgen fühlt, der kann sich auch in der Welt geborgen fühlen. Und dann dafür sorgen, dass andere – vor allem auch die Kinder – sicher und geborgen leben können: Ich denke für uns Christen ist jeder Tag ein Tag, an dem wir uns dafür stark machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32031
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