SWR4 Abendgedanken

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19NOV2020
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„Nichts kann uns scheiden von der Liebe“, das schreibt der Apostel Paulus in der Bibel in einem Brief an die Christen in Rom. Und doch haben viele Menschen in der Coronakrise aushalten müssen, dass sie von ihren Lieben getrennt waren. Manche Menschen sind gestorben, und ihre Angehörigen konnten nicht bei ihnen sein. Das war für viele besonders schlimm.

Am kommenden Sonntag ist Totensonntag. In den Gottesdiensten der evangelischen Kirche werden die Namen der Menschen genannt, die im Lauf des Jahres verstorben sind. Die Gemeinden erinnern sich mit den Angehörigen. Manchen tut es bis heute weh, dass sie ihren Lieben nicht beistehen und sich von ihnen verabschieden konnten.

Unser Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte eine Gedenkfeier vorgeschlagen für die Menschen, die ohne Anteilnahme von Familien und Freunden sterben und bestattet werden mussten. Vielleicht hat es solche Gedenkfeiern mancherorts schon gegeben. Inzwischen ist auch das wieder nicht mehr möglich.

Es gibt noch immer – und wieder neu – so viele Einschränkungen, die uns daran hindern, einander nahe zu sein – im Sterben und im Trauern und in vielen anderen aufregenden Momenten auch. Das macht die Trauer noch schmerzhafter, glaube ich.
Nichts kann uns scheiden von der Liebe. Stimmt das?

Paulus meint die Liebe Gottes zu den Menschen. Aber ich denke, was Paulus da über Liebe schreibt, das gilt auch für die Liebe, die wir Menschen für einen anderen Menschen empfinden. Weil es dieselbe Liebe ist. In unserer Liebe spiegelt sich die Liebe Gottes. Paulus zählt auf, was uns von der Liebe trennen kann. Aber er ist überzeugt, dass das nicht klappt. Die Trennung behält nicht das letzte Wort. Paulus ist überzeugt, „dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes“. Das hat er im Brief an die Leute in Rom geschrieben. (Röm 8,38f)

Ich denke das gilt, besonders, wenn wir nicht richtig voneinander Abschied nehmen konnten: 
Durch Gottes Liebe gibt es eine Verbindung zu den Menschen, die wir lieben. Unsere Seele ist ihnen nahe im Leben und im Tod, weil Gott ihnen und uns nahe ist.

Wenn Sie jetzt am Totensonntag besonders traurig sind, denken Sie daran: „Nichts kann uns scheiden von der Liebe“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32030
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