Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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12NOV2020
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Heute, am 12. November ist Oma und Opa-Tag, so steht es in meinem Kalender. Ich muss zugeben, es gibt bekanntere Ehrentage. Doch mir gefällt dieser Tag, denn ich finde Großeltern wunderbar, nicht nur für die Enkel, sondern auch für die Eltern. Ich kenne viele engagierte Omas und Opas, die alles stehen und liegen lassen, wenn sie von der Familie gebraucht werden: Wegen Geburten, Umzügen oder Krankheiten. Oder sie kümmern sich jede Woche zu festen Zeiten. Und selbst wenn die Enkel schon größer sind, bleiben Omas und Opas wichtig. Sie haben nicht selten den besseren Draht zu den Teenies, weil sie nicht in die täglichen Diskussionen und Auseinandersetzungen eingebunden sind. Und auch die Enkel sind oft gegenüber den Großeltern geduldiger, als sie es bei den Eltern sind. Ihnen erzählen sie vielleicht Dinge, die sie den Eltern nicht erzählen würden und erklären ihnen ihre Welt. Und sie nehmen von den Großeltern auch manches an, weil sie spüren, dass sie es gut mit ihnen meinen. Die gewisse Distanz tut da gut, sie bringt Enkeln und Großeltern mehr Gelassenheit. Omas und Opas genießen die Zeit mit den Enkelkindern besonders dann, wenn sie für ihre eigenen Kindern nur wenig Zeit hatten.

Ich kenne einige Großeltern, die sich auch die Zeit nehmen, um den Enkeln von ihrem Glauben zu erzählen. Sie erzählen ihnen, was sie schon alles erlebt haben und wie Gott ihnen dabei geholfen hat. Oder sie gehen mit den Enkelkindern in die Kirche. Eine Freundin hat mir erst neulich erzählt:

„Wenn ich bei meiner Oma war, hat sie mich sonntags in die Kirche mitgenommen. Ich habe auf ihrem Schoß gesessen und nebenher in ein kleines Heft gemalt. Und die Oma hatte immer eine kleine Tüte Gummibärchen für mich dabei. Ich habe die Stunde genossen, auch wenn ich nicht wirklich zugehört habe.“ Ein Freund hat mir erzählt: „Wenn ich beim Opa war, hat er mir abends aus der Kinderbibel vorgelesen. Die Geschichten kenne ich bis heute.“

In der Bibel habe ich keine Großeltern-Enkel-Geschichten gefunden. Das liegt vielleicht daran, dass die Leute früher nicht so alt wurden, als dass sie noch Zeit mit Enkeln hätten verbringen können. Doch es gibt eine kurze Notiz in einem Brief an einen Mann namens Timotheus. Da steht: „Dein Glaube ist genauso aufrichtig wie der Glaube deiner Mutter Eunike und deiner Großmutter Lois.“ Ich stelle mir vor, dass dieser Timotheus auch manches über Jesus von seiner Oma gelernt hat. Wie gut, wenn Menschen über Generationen hinweg so viel Gutes mitbekommen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32015
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