SWR3 Gedanken

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14NOV2020
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Ich bin durch Coldplay auf ihn gekommen. Am Ende ihres Songs „When I need a friend“ hört man ihn sprechen. Spanisch, neben dem Geräusch von sanftem Regen. Ein alter Mann, hörbar keine Zähne mehr im Mund, spricht von seinem Verrücktsein. In einem Video* kann man ihn sehen. Agustin hieß er und hat in einem kleinen Dorf in Honduras gelebt. Ein Schuhmacher, ohne Schulbildung, hatte Kinderlähmung, saß seither im Rollstuhl. Und hat über 50 Jahre lang einen Helikopter gebaut. Seinen Helikopter. Per Hand, in einer armseligen Hütte. Aus alten Fahrrädern, Büchsen, Drähten, Stricken und Schrott. Mühsam, liebevoll und behutsam hat er das gemacht. Für jedes Teil hat er Jahre gebraucht, „Ich bin ein Grund für Spott“, sagt er in dem Film, „weil alle denken, dass es unmöglich ist, dass ich verrückt bin.“ Ein Pfarrer, der nach seiner Meinung zu Agustin befragt wird, denkt das wohl auch. Er lächelt milde, fast mitleidig, wenn er über ihn spricht. Hält sein Helikopter-Projekt für ein Mittel gegen seine Armut, seine Krankheit und Einsamkeit. Aber Agustin ist glücklich, hat große, warme Augen, die lächeln, wenn er von seinem Helikopter spricht. „Das Problem ist“, sagt er, „dass alles unglaublich ist, und das akzeptieren die Leute nicht…Auch wenn mein Helikopter jetzt noch aussieht wie die Karikatur eines Helikopters, hoffe ich, dass Ihr, wenn er mal raus auf der Straße ist, sehen werdet, dass er wirklich fliegt“…

Und jetzt 3 Jahre nach seinem Tod ist sein Helikopter doch noch geflogen. In einem Video um die Welt.

 

*“Everything is incredible“ von Tyler Bastian

https://www.youtube.com/watch?v=oqZ56-RMbNc

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32003
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