SWR3 Gedanken

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13NOV2020
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„Allein sein müssen, ist das Schwerste. Allein sein können, das Schönste“. Dieser Spruch* bringt den Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit auf den Punkt. Wie gut es tut, ab und zu nur für sich zu sein. Keiner will was, nichts muss geschehen und ich kann machen was ich will. Das ist schönes, gesundes Alleinsein. Nachweislich ungesund ist das unfreiwillige Alleinsein, die Einsamkeit. Einsame Menschen sind gesundheitlich anfälliger und sie sterben früher. Da zeigt sich, dass wir Menschen Sozialwesen sind. Wir brauchen andere Menschen, um uns verbunden und glücklich zu fühlen. Einsamen Menschen fehlt genau das: Sie fühlen sich verlassen, nicht gesehen oder nicht gebraucht. Besonders bei über 80jährigen ist das der Fall. Sie sind einsam, weil der Lebenspartner gestorben ist, weil sie zu wenig Zuwendung bekommen oder sie sich abgeschoben fühlen. Von einem Mann** der viel mit alten und einsamen Menschen zu tun hat, habe ich folgende Beschreibung vom Alltag einer alten Frau:

 

„Sie frühstückt alleine, liest die Zeitung, kocht sich Mittagessen, trinkt einen Kaffee und legt sich wieder hin. Sie geht nicht aus und trifft niemanden, weil die meisten ihrer Freunde schon tot sind. Sie macht sich aber jeden Tag ordentlich zurecht, obwohl sie nie Besuch bekommt. Nur weil sie möchte, dass der Bestatter sie eines Tages gut frisiert findet und er keinen Schreck bekommt.“

 

*von Hans Krailsheimer

 

** Zitat, Quellenangabe: *Jochen Brühl, Quelle: Galore Interviews, Nr. 38, 12/2190 S. 58, Verlag Dialog GmbH, Dortmund.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32002
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