SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

06NOV2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Irgendwann ging es nicht mehr so weiter. Ganz langsam, so über die letzten Jahre ist mein Hund alt geworden. Erst die letzten paar Monate ging es wirklich nicht mehr gut. Er blickte mich immer häufiger hilfesuchend an - und ich wusste auch nicht mehr weiter. Ein freundlicher Hundebesitzer gab mir den Rat: Wenn der Hund nicht mehr will, dann merkt man das ziemlich eindeutig. Und ja, in der Tat, denn dann kam dieser Tag und ich wusste, jetzt geht es wirklich nicht mehr so weiter. Ich habe also bei der Tierärztin angerufen und gleich abends sollten wir vorbeikommen.

Ich habe erst einmal tief Luft geholt. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass ich nicht Herrin über Leben und Tod bin. Und doch habe ich ja auch eine Verantwortung gegenüber dem, was mir anvertraut ist. Also sind wir beide, mein Hund und ich, abends, ein allerletztes Mal los. Wir haben bestimmt locker die doppelte Zeit gebraucht, um zur Tierärztin zu gehen: er hat an jedem Blümchen geschnuppert, hat mühsam jeden Pfosten markiert, ist ganz langsam, wie er eben noch konnte, neben mir her gegangen. Dann haben wir uns auf dem Boden der Tierarztpraxis niedergelassen. Das Atmen fiel ihm immer schwerer. Ich habe mich bei ihm bedankt für die langen Jahre und die schöne Zeit und ich habe mich entschuldigt, wenn ich ungerecht und gemein zu ihm war. Dann bekam er eine Spritze zum Einschlafen und dann die tödliche Injektion. Am Ende lag er ganz fertig da. Und ich hatte den Eindruck, alles Leiden, alle Schmerzen, alle Atemnot waren auf einmal weg, stattdessen: tiefe Ruhe und Frieden. Ich glaube, dort, wo er jetzt ist, geht es ihm gut. Und mir fiel ein kleiner Satz ganz hinten aus der Bibel ein: Gott „wird jede Träne abwischen von unseren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Weinen und keinen Schmerz.“ (Offenbarung 21,4)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31971
weiterlesen...