SWR3 Gedanken

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01NOV2020
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Zu meinen Aufgaben als Pfarrerin gehören Beerdigungen. Vor jeder Beerdigung gibt es ein Gespräch mit den Hinterbliebenen. Gemeinsam bereiten wir dann die Beerdigung vor.

Oft ist dieses Gespräch traurig, aber oft auch einfach schön: wir erinnern uns noch einmal in aller Ruhe, wie der Verstorbene oder die Verstorbene so war, Erinnerungen kommen hoch, Geschichten. Häufig höre ich da Sätze wie: Sie hatte noch so viel vor…, wir wollten doch noch…, er träumte immer davon…

Wenn ich von solchen Gesprächen nach Hause komme, nehme ich mir immer vor: mach die Dinge, die Du machen möchtest, und mache sie baldmöglichst! Denn das kennen wir ja doch alle: wenn ich mit der Ausbildung und dem Studium fertig bin, wenn die Kinder aus dem Haus sind, wenn ich in Rente bin, dann… dann lerne ich Klarinette, dann fahre ich einmal quer durch die USA, dann kündige ich und mache mein Ding… Aber Wünsche und Vorhaben immer weiter hinauszuschieben, heißt, sie höchstwahrscheinlich gar nicht zu verwirklichen. Irgendein Gegenargument findet sich schließlich immer. Niemand weiß, was morgen ist und ob man überhaupt in der Lage sein wird, die Traumreise nach Südafrika anzutreten oder den eigenen Laden zu eröffnen. Deshalb sage ich mir nach diesen Gesprächen mit Trauernden oft: Nur Mut! Mach die Dinge, die Du schon immer machen wolltest, – und mache sie sofort!

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