SWR2 Wort zum Tag

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27OKT2020
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Für frischgebackene Eltern ist das ein ganz besonderer Moment, wenn ihr Kind sie zum ersten Mal anlächelt. Dann sind die durchwachten Nächte vergessen. Und das Chaos, das ein Baby in ein zuvor geordnetes Erwachsenenleben bringt.

Im Lächeln fließt die Liebe zurück, die die Eltern ihrem Kind schenken. Sie findet  Resonanz. Solche Erfahrungen machen das Elternleben reich.  Auf der anderen Seite kann es ziemlich frustrierend sein, wenn man das Gefühl hat, dass alles Wohlwollen und alle Mühe ins Leere laufen – etwa in der Pubertät. Wenn keine Resonanz zurückkommt: Wenn die Jugendlichen sich abschotten, kaum bereit sind, auch einmal mitzuhelfen, sondern das „Hotel Mama“ einfach selbstverständlich in Anspruch nehmen. Dankbarkeit: Fehlanzeige!

Wenn Liebe nicht erwidert wird, verkümmert sie. Liebe braucht Resonanz. Das gilt sowohl für den, der sie schenkt als auch für den, der sie empfängt. Wenn ich die Liebe eines anderen nicht wahrnehme und nicht annehme, dann kann sie bei mir auch nicht ankommen.  

Auch unsere Beziehung zu Gott ist auf Resonanz hin angelegt. Seine Liebe kann nur ankommen, wenn der Mensch offen dafür ist.  Deswegen heißt es im Psalm:

Lobe den Herren meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.

Im ersten Moment fällt mir da gar nicht so viel ein. Vor einer schwierigen Situation, da schicke ich vielleicht ein Stoßgebet zum Himmel. Und unmittelbar danach bin ich dankbar, wenn alles gut gelaufen ist. Aber dann kommt schnell die Gewöhnung. Dass ich morgens aufstehen kann, ein Dach überm Kopf habe, meine Arbeit und mein Auskommen, freundliche Menschen um mich, …alles irgendwie selbstverständlich - und Gott weit weg. Der Psalm lädt mich dazu ein, nichts für selbstverständlich zu nehmen. Sondern ganz bewusst dankbar zu sein. Dann gewinnen auch kleine Dinge an Wert und ich entdecke viele Momente, wo mir Gutes widerfährt. Gutes, das mir letztlich von Gott zukommt. Er schenkt mir ja mein Leben. In jedem Moment. Mit jedem Atemzug. Wenn ich aus dieser inneren Haltung leben kann, dann beginnt meine Seele zu lächeln – wie das Kind in den Armen seiner Eltern. Dann spüre ich eine Resonanz, eine innere Schwingung, die mich mit Gott verbindet.

Lobe den Herren meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31931
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