SWR3 Gedanken

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31OKT2020
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Ich hasse Halloween. Ich mag alles nicht, was dazu gehört. Bleichgeschminkte Gesichter, Gespensterkostüme, Vampir-Sachen. Alles gruselig, blöd, und vor allem nichts für Kinder.

Uli hasst Halloween auch. Sie ist meine Freundin, und das Problem ist: die beiden Söhne von Uli lieben Halloween. Samuel ist dreizehn und Johannes zehn. Die beiden Jungs sind jedes Jahr total motiviert, was Halloween angeht. Meine Freundin Uli muss das aushalten und sie hält das auch aus. Ich bewundere sie dafür. Uli lässt Samuel und Johannes einfach machen. Sie sagt: „Ich seh das Gute dran. Die beiden machen was zusammen und gehen raus. An ihrem Halloween-Bollerwagen haben sie richtig lang gebastelt und geschraubt, damit der gruselig genug aussieht.“ Jetzt grinst Uli, und ich grinse mit.

Wie Uli das mit den beiden Jungs macht, das ist liebevoll. Uli hat Respekt vor ihren Söhnen. Sie verbietet nicht einfach, was sie selber nicht mag. Sie hält Halloween aus und lässt die beiden machen. 

Heute Abend werden Samuel und Johannes wieder durch unser Dorf ziehen und auch bei uns an der Haustür klingeln. Verkleidet als zwei gruselige Gestalten und liebevoll geschminkt von Uli. 

Halloween hin oder her. Heute Abend mache ich auf, wenn die beiden bei uns klingeln. Und wenn sie unbedingt wollen, schminke ich wohl oder übel in ein paar Jahren auch meine eigenen Mädels so richtig schön gruselig.   

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