SWR3 Gedanken

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28OKT2020
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Frida ist Erstklässlerin. Seit sechs Wochen ist sie in der Schule und Frida erklärt daheim, was sie gelernt hat. „Mama, es gibt die Geraden und die Krummen.“ „Wie?“, fragt Fridas Mutter. „Naja, alles ist entweder gerade oder halt krumm. Eins von beidem. Und unser Lehrer hat gesagt, er will, dass wir zu geraden Menschen werden.“

Wow. Fridas Mutter staunt: was ihre Tochter in der Schule lernt! 

Als Fridas Mutter mir davon erzählt, überlege ich: Menschen sind „gerade“, wenn sie einstehen für das, wovon sie überzeugt sind. Nicht knallhart und rücksichtslos, eher so, dass sie sich selber treu bleiben und auch ehrlich sind. Bei „krummen“ Menschen denke ich erstmal an die, die hinten rum anders reden als vorne rum und die sagen, was andere hören wollen.

Ich bin mit Frida und ihrer Mutter befreundet. Als ich die beiden besuche zeigt mir Frida stolz ihre Schulsachen. Auf einem Blatt sind lauter krumme Linien und auf dem nächsten lauter gerade. 

Bei den krummen Linien denke ich: Das Krumme, das kann auch gut sein. Was gebogen ist, kann sich mehr bewegen. Es ist biegsam und weicher.

Fridas Lehrer hat gesagt: „Ich will, dass ihr zu geraden Menschen werdet.“ Ich habe auch einen Wunsch für Frida. Ich wünsche ihr, dass sie manchmal auch biegsam sein kann. Nicht so, dass sie einknickt oder wachsweich wird. Sondern eher so, dass sie sich auch zu jemandem hinunterbeugen kann und dass sie flexibel bleibt. Oder dass sie bei guter Musik lostanzen kann.

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