SWR3 Gedanken

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25OKT2020
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Ich liebe den „Kriminalisten“. Leider wurde die Sendung jetzt abgesetzt. Ich fand sie vor allem wegen des Schauspielers Christian Berkel so gut. Wie er sich als Kommissar Bruno Schumann in die Leute reinversetzen kann, richtig toll. Am besten gefällt es mir, wenn „Der Kriminalist“ so richtig abtaucht in das Leben des Opfers. Er setzt sich dann zum Beispiel an den Schreibtisch eines Opfers oder legt sich sogar auf seine Couch. Er verharrt dann immer lange in der gleichen Position und schaut, was passiert. Und oft kommt ihm in dem Moment eine Idee, wie er den Fall weiter aufklären kann. 

Ich würde das auch gern können: mal abtauchen in die Welt von anderen. So dass ich wirklich spüren kann, wie andere was erleben. Oder wie sich manches anfühlt für andere.

Wie ist das für meine Tochter, wenn ich ständig etwas von ihr fordere. Dass sie sich benimmt, dass sie zuhört, dass sie aufpasst. Oder wie geht´s wohl der Frau am anderen Ende der Hotline, wenn ich so offensichtlich genervt und irgendwie unfreundlich mit ihr spreche? Oder auch meine Eltern. Es schadet nicht, wenn ich mir die Zeit nehme und einmal wirklich in ihr Leben abtauche. Ich stelle mir vor ich wäre 84 und bräuchte Hilfe, mehrmals am Tag. 

Ich bin zwar keine Täterin, aber meine Tochter, die Mitarbeiterin an der Hotline und meine Eltern sind mir irgendwie ausgeliefert. Sie müssen damit umgehen, wie ich ihnen gegenüber bin. Wenn ich mir aber die Zeit nehme und mich in sie reindenke, dann weiß ich wo manches herkommt, was nicht so gut funktioniert zwischen uns. Und das kann spannend sein, wie in einem guten Krimi.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31917
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