Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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29OKT2020
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Eins, zwei, drei, vier… Als Kind habe ich versucht, vor dem Spiegel meine Haare auf dem Kopf zu zählen. Sehr weit bin ich damit nicht gekommen. Die schon gezählten Haare und die noch nicht gezählten wollten sich einfach nicht fein säuberlich trennen lassen. Natürlich hätte ich das ungefähre Ergebnis schon damals in einem Lexikon nachlesen können, aber ich wollte es halt selbst herausfinden.

Was für uns schwer ist, ist für Gott relativ einfach. Jesus sagt: Bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Um die Zahl geht es Gott dabei aber wohl nicht. Gezählt meint hier: Ich kenne dich mit Haut und Haaren. So verstehe ich das jedenfalls. Haargenau das ist es, was Gott tut: Er passt auf mich auf. Auf Sie auch! Und das ohne jede Haarspalterei. Wir brauchen uns nicht zu fürchten. Sein Wort gilt, da werden wir kein Haar in der Suppe finden.

Jesus erzählt seinen Jüngern von den Haaren übrigens nicht, weil sie alle schon so tolle Erfahrungen mit Gott gemacht hätten. Er denkt an die Zukunft, an schwere Zeiten. Und dass Gott ihnen dann beistehen wird.

Dabei sind die Haare nicht das Wichtigste; die zählt Gott nur zusätzlich, gewissermaßen der Vollständigkeit halber: sogar die Haare, sagt Jesus. Was zählt bei Gott, das sind erst einmal Herz und Hirn und Hand und Fuß. Auf die passt Gott ganz besonders auf. Mit viel Mühe. Denn diese Körperteile machen uns mehr aus als alle Haare.

Gott hätte möglicherweise Besseres zu tun. Aber sogar die Haare zählt er. Das ist ihm wichtig, dass nicht einer von uns Menschen verloren geht. Nicht in unangenehmen Wahrheiten, nicht in unsicheren Perspektiven, nicht in einer unklaren Zukunft. Kein Wort mit „un-“ soll uns von Gott trennen.

Mit dem Haare raufen ist es vorbei: Heute ist Gott-zählt-sogar-deine-Haare-Tag!
Übrigens sind es je nach Haarfarbe 90.000 bis 150.000 Stück, sagt das Lexikon.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31913
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