SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

30OKT2020
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Vor ein paar Wochen habe ich von einem Freund gehört, dass er positiv auf Corona getestet wurde. Lange hat er vorher seine Frau mit einem Beinbruch versorgt. Als dann Tochter und Schwiegersohn nach einem mehrjährigen Auslandaufenthalt zurückgekommen sind, ist zuerst bei seiner Tochter das Corona-Virus festgestellt worden, kurz darauf ist auch seine Frau erkrankt. Für meinen Freund und seine Familie hat das bedeutet, dass strenge Quarantäne eingehalten werden musste. Und am letzten Tag der Quarantäne zeigte sich auch bei meinem Freund, dass er Corona-positiv ist. Das ist zuerst ein Schreck gewesen, denn am Beginn der Erkrankung weiß ja keiner, wie der Verlauf bei ihm sein wird. Und ob man nach der Genesung wieder ganz hergestellt ist. Der Einkauf und die tägliche Versorgung müssen organisiert und sichergestellt werden, denn er und seine Familie sind ja an ihr Haus gebunden gewesen. Mittlerweile sind er und seine Familie wieder genesen und wieder völlig gesund.

Mir zeigt das, dass niemand sich in Sicherheit wiegen kann. Die täglich aktualisierten Zahlen der Neuerkrankungen sprechen da eine deutliche Sprache. Jeden kann es treffen. Deshalb ist es für uns alle in dieser Zeit wichtig, uns an Regeln zu halten: Abstand, Mund-Nasen-Maske, Hygiene.

Großveranstaltungen müssen abgesagt werden, da hat auch unser Gemeindefest dazugezählt, das wir vor vier Wochen feiern wollten.

Solche Zeiten gehen nicht spurlos an Menschen vorüber. Ich habe den Eindruck, dass die Zahl derer, die einen „Corona-Blues“ haben und am liebsten ausbrechen wollen, steigt. Dabei finde ich es gerade jetzt wichtig, die Regeln zu befolgen und so die Zahl der Neuinfektionen niedrig zu halten.

In vielen Städten ist zu großen Anti-Corona-Demos aufgerufen worden und Tausende haben sich auf den Weg gemacht. „Freiheit“, ist da skandiert worden und die Mindestabstände haben meist keine Rolle gespielt, weil die Pandemie ja vorbei sei und bloß Frau Merkel uns noch an der Kandare halten würde. Ich halte dieses Vorgehen für sehr gefährlich, spielt es doch mit dem Leben der Menschen.

Obwohl Corona gefährlich ist, sind unsere Notfallstationen zum Glück nur mäßig gefüllt und das aus einem einzigen Grund: Weil viele sich an die Regeln gehalten haben.

Ein Faustschlag ins Gesicht derjenigen, die sich mit Corona infiziert und lange im Krankenhaus zugebracht haben. Corona ist sehr real und es macht absolut Sinn, sich an die Regeln zu halten, auch wenn sie mich jetzt einschränken. Ich wünsche mir, heil aus dieser Krise heraus zu kommen. Mit den Regeln ist die Chance dafür einfach größer.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31905
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