SWR4 Abendgedanken

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19OKT2020
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Die ganze Welt befindet sich in der Krise. So kommt es mir jedenfalls vor. Die Wirtschaft ist in einer Krise. Vor allem die Autobauer. Reisebüros und Urlaubsveranstalter sind in der Krise. Die Lufthansa auch. Die Umwelt ist sowieso schon länger in der Krise. Weißrussland befindet sich in einer politischen Krise. Und wir alle leben seit dem Frühjahr mit der Coronakrise. Wenn Sie mich fragen, was für mich das Wort des Jahres ist, dann würde ich sagen: Das Wort „Krise“.

Auch in der Bibel kann ich von Menschen lesen, die durch schwere Krisen gegangen sind. Einer von ihnen ist König David. In einem Gebet, dem Psalm 23, sagt er dazu: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, so bist du doch, Gott, bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich“. Selbst als König hatte David kein sorgenfreies Leben. Aber rückblickend sagt er, was ihm in seinen Krisenzeiten geholfen hat: Das Vertrauen, dass Gott bei ihm war.

Krisen gehören zum Leben. Natürlich ist eine Krise zunächst einmal nichts Gutes. Es bedeutet ja: So wie es bisher war, geht es nicht weiter. Aber wie es weitergeht, das weiß auch noch keiner. Krise, das ist so eine Art „Zwischenzeit“, in der das Alte vorbei ist und ich noch nicht weiß, ob die Zukunft gut oder schlecht wird. Anfang des Jahres hatte ich so eine Krise. Mein Arzt hatte einen Verdacht auf eine unheilbare Krankheit. Dazu brauchte es aber noch weitere Untersuchungen. Die Wochen zwischen dem Verdacht und dem Ergebnis waren für mich so eine Zwischenzeit angefüllt von Sorgen und Hoffnungen. Ich bin dankbar, dass sich der Verdacht nicht bestätigt hat.  Ich habe in dieser Zeit oft gebetet und dabei erlebt, dass ich beim Beten ruhig geworden bin. Wenn ich gebetet habe, habe ich gespürt: Gott weiß um meine Sorge und er wird mich durch diese Zeit führen; ich kann ihm vertrauen.

Jeder von uns hat manchmal Krisen. Kleine und große. Manche Krisen stellen das ganze Leben auf den Kopf, weil nichts mehr bleibt, wie es war. Von König David höre ich, dass Gott ihn getröstet und geführt hat. Darum: Wenn ich schon Krisen in meinem Leben nicht vermeiden kann, dann will ich wenigstens wie David dabei auf Gott vertrauen, dass er mir nahe. Ich bete dann und verlasse mich darauf: Gott kennt bereits meinen Weg, auch wenn ich ihn noch nicht sehe.  

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