SWR3 Gedanken

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18OKT2020
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Wechselt ein Fußballer für Millionen von Euro den Verein, heißt es oft: „Das ist moderner Menschenhandel.“ Und ich denke mir immer: „Nein! Ist es nicht.“ Beim Menschenhandel haben diejenigen, die verscherbelt werden, überhaupt keinen Einfluss darauf. Sie haben auch nichts davon. Sie verdienen keine horrenden Summen und werden auch nicht mit Wohnungen und anderen Leistungen hofiert. Sie verrotten zum Beispiel in irgendwelchen Fabriken.

Modernen Menschenhandel gibt es trotzdem. Sklaven gibt es noch heute. Mal werden sie gelinkt und müssen Unmengen vermeintlicher Schulden abbezahlen. Mal werden sie schlichtweg gezwungen, für andere zu arbeiten. Vor unseren Augen. Vor meinen Augen.

Die Seite slaveryfootprint.org berechnet, wie viele Sklaven für einen arbeiten. Menschen, die ausgenutzt werden, damit ich mein Smartphone habe, meine Klamotten. Menschen, die meinen Lebensstil ermöglichen.

Ich habe gezögert, ob ich das Ergebnis wirklich wissen möchte. Denn ich schäme mich dafür. 62 Menschen werden – basierend auf Erfahrungswerten – für mich und meine Familie ausgebeutet. Unter widrigen Umständen.

Selbst in der Bibel tauchen laufend Sklaven auf. Ich weiß auch, dass die Kirchen viel zu lange überhaupt kein Problem mit Sklavenarbeit und Menschenhandel hatten. Heute ist das anders. Die Kirchen engagieren sich inzwischen mit anderen Partnern dagegen. Ich bin froh darum. Ich finde, es wird Zeit, dass Menschenhandel und Sklavenarbeit endlich beendet werden. Was ich dabei tun kann: zumindest bewusster einkaufen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31884
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