SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

12OKT2020
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In vielen Haushalten ist jetzt Abendessenszeit. Und bald werden die Kinder ins Bett gebracht.

Ich erinnere mich nur dunkel wie das bei mir als Kind war. Aber ich meine, dass meine Mutter abends an mein Bett gekommen ist und mit mir geredet hat. Was, weiß ich nicht mehr. Vielleicht über das, was an dem Tag los war. Dann hat sie auch ein einfaches Gebet mit mir gesprochen.

So ein Ritual finde ich wichtig. Besonders für Kinder. Es hilft ihnen, den Tag abzuschließen und auch das, was sie für den nächsten Tag vielleicht schon beschäftigt und eher unruhig macht, auf morgen zu schieben und sich jetzt auf den Schlaf einzulassen.

Aber das ist nicht nur für Kinder wichtig. Mir geht es als Erwachsener immer mehr so, dass ich etwas zum Runterkommen brauche. Zeit und Abstand zu dem, was am Tag alles passiert ist. Wenn ich mir das nicht gönne, werde ich meistens genau in dem Moment nochmals unruhig, an dem ich sonst einschlafen könnte. Und wenn ich meinen Tag vorher gut abgeschlossen habe, komme ich viel leichter in den Schlaf.

Das ist dann mein spezielles Abendgebet. Ich beende den Tag bewusst vor Gott und stelle den nächsten Tag unter seinen Segen. Ich schaue mir mit Abstand nochmals die Konflikte bei der Arbeit an, die heute passiert sind. Oft merke ich, dass ich schnell emotional reagiert habe. Aus der Distanz kommen mir dann oft Ideen, wie ich mit den Kollegen morgen nochmals anders reden kann. Und meistens finden wir dann auch eine Lösung, mit der alle leben können. Am nächsten Tag sieht die Welt oft anders aus und für die Probleme von heute finde ich mit Abstand manchmal eine gute Lösung. Wenn ich noch sehr im Ärger stecke, hilft es mir, dass ich den Namen des Kollegen sage und ein Segenskreuz für ihn oder sie in meine Hand zeichne. Auch wenn ich mich in der Wut manchmal dazu noch überwinden muss, hilft es mir. Denn ich mache mir klar, dass ich ihm als Mensch nichts Böses will, sondern dass wir in der Sache einfach verschieden denken und Verschiedenes wollen. Und wenn ich das schaffe, werde ich ruhiger.

Genauso gehört für mich dazu, dass ich kurz an das denke, was morgen ansteht, den Terminplan im Geist durchgehe und auch hier um Gottes Segen bitte.

Diese Form des Abendgebets hilft mir. Ich schließe den heutigen Tag ab, bereite den kommenden vor und lege meine Zeit in Gottes Hände.

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