SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

17OKT2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Verlaufen und verirren – für mich war das bisher ein und dasselbe. Bis mir ein Freund erklärt hat: verlaufen und verirren – das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Stiefel. Mein Kumpel sagt: „Wenn du dich verläufst, dann hast du nur mal eine falsche Abzweigung erwischt. Du weißt aber noch, wo du bist. Aber wenn du dich verirrst, dann hast du total die Peilung verloren. Dann bist du so richtig lost.“

Dass ich mich mal verlaufe, kenne ich nicht nur beim Wandern. Ich verlaufe mich auch schon mal in einer Freundschaft. Zum Beispiel, wenn ich wegen irgendwas gestresst oder schlecht gelaunt bin. In so einer Situation sag ich dann auch mal was Fieses zu einem Kumpel, was ich eigentlich gar nicht so meine. Mir wird dann oft erst danach bewusst, dass das keine gute Idee war. Ich bin ein paar Schritte zu weit gegangen. Aber dann heißt es halt umdrehen und sorry sagen. 

Das ist zwar nicht einfach, aber auch okay. Besser wie wenn ich ständig Angst davor habe, irgendetwas verkehrt zu machen. Das lähmt mich und als Freunde kommen wir nur im Schneckentempo voran. Dann lieber mal ein Stück verlaufen und mit einer Entschuldigung umkehren.

Eine ganz andere Nummer ist es aber, wenn ich mich so richtig verirre. Das ist mir auch schon passiert. Ich habe dann keine Ahnung mehr, wie ich eine Freundschaft noch retten kann. Es ist einfach schon zu viel Mist zwischen mir und dem anderen passiert.  

Wenn ich dann so komplett die Peilung verloren habe, hoffe ich, dass mich trotzdem noch etwas weiterträgt. Für mich kommt da Gott ins Spiel. Ich glaube, Gott kennt mich besser als ich mich selbst kenne. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie es weitergeht, er ist mit am Start, ganz egal, wo ich grad feststecke.

Egal ob ich mich nur mal kurz verlaufen hab, oder völlig „lost“ bin: wenn ich daran denke, hilft mir das, so dass ich einfach wieder weiter stiefele. Ohne festen Plan, aber mutig drauf los.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31853
weiterlesen...