SWR3 Gedanken

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16OKT2020
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Am Kreisverkehr bei mir um die Ecke hat jemand aus einem Verkehrsschild Poesie gemacht. An Kreiseln gibt es ja so ein rundes, blaues Schild mit drei weißen Pfeilen drin, die sich im Kreis drehen. In dem Schild bei mir um die Ecke hat jemand mit weißem Filzstift mittenrein das Wort „Leben“ geschrieben. Nach dem Motto: „Das Leben ist ein Kreisverkehr.“

Erst habe ich gedacht, na toll, das Leben dreht sich nur im Kreis, oder was? Bedrückende Vorstellung. Aber ich kann es auch anders lesen, positiver: Viele – ganz normale – Dinge laufen im Leben ja tatsächlich im Kreis. Dass ich jeden Morgen aufstehe und abends wieder ins Bett gehe. Dass mein Herz das Blut im Kreis durch meinen Körper pumpt. Oder wenn ich im Wald meine gewohnte Route laufe, geht die auch im Kreis.

Und das ist alles andere als bedrückend. Ich finde das beruhigend zu wissen, dass morgen die Sonne wieder aufgeht, dass mein Herz höchstwahrscheinlich dann noch pumpt und dass ich nach meiner Joggingrunde wieder bei mir daheim lande. Das ist immer wieder das gleiche, und das ist gut so.

Deshalb gefällt mir das Kreisverkehr-Schild mit „Leben“ drin so gut: Es erinnert mich an die Dinge, die mir Rhythmus geben. Und vielleicht passt ja das Bild von einer Spirale an der Stelle auch gut. Ich schraube mich, wenn ich so meine Kreise ziehe, ganz langsam höher. Ich bekomme immer mehr Routine und wachse irgendwie innerlich mit. Vielleicht nicht bei jeder Umdrehung, aber hoffentlich so im Großen und Ganzen.  

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