SWR3 Gedanken

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13OKT2020
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Mose ist mit seinen Ziegen und Schafen in der Wüste unterwegs und plötzlich sieht er etwas Seltsames: da ist ein Dornbusch, der in Flammen steht und trotzdem irgendwie nicht verbrennt. Mose schaut sich die Sache genauer an und dann hört er was. Er hört Gott; und Gott sagt zu ihm: „Ziehe deine Schuhe aus, denn der Ort, an dem du stehst, ist heiliger Boden.“ Das Terrain, in dem Mose unterwegs ist, ist aber vermutlich überhaupt nicht barfußfreundlich: heißer Sand, Dornen, Insekten. Mose zieht seine Schuhe trotzdem aus und dann unterhält er sich mit Gott. Es ist das wichtigste Gespräch in seinem Leben und er lernt unheimlich viel über sich und über Gott.

Die Geschichte steht in der Bibel und ich verstehe sie so: wenn ich wirklich etwas Neues kennenlernen möchte, dann kann es unbequem für mich werden. Darauf muss ich mich einstellen. Wenn ich zum Beispiel jemanden kennenlerne, der mich interessiert und von dem ich mehr erfahren möchte. Dann gibt es irgendwann einen Punkt, an dem ist der Smalltalk vorbei und ich öffne mich dem anderen. Ich erzähle dann vielleicht auch etwas von mir, was gerade nicht so perfekt bei mir läuft oder was ich mal gemacht habe und jetzt doof finde. Wenn ich mich traue dem anderen so was ehrlich zu erzählen, zieh ich im Bild gesprochen meine Schuhe aus. Dann kann es unangenehm für mich werden, weil ich da an einen wunden Punkt von mir komme. Aber so kann der Andere mich und ich auch den anderen wirklich kennenlernen.

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