SWR2 Wort zum Tag

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08OKT2020
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Bücher, Blumen und Schokoladentrüffeln – ich verschenke am liebsten das, was ich selber gerne geschenkt bekomme. Mit Büchern, Blumen und Pralinen kann mir immer eine Freude machen.  Von daher habe ich großes Verständnis für den vierjährigen Jungen, der seiner gleichaltrigen Kindergartenfreundin zum Geburtstag einen Lötkolben schenken wollte. Der stand auf seiner eigenen Wunschliste ziemlich sicher ganz weit oben.

Der, der schenkt, meint es gut und ist von seiner Geschenkidee begeistert. Aber was sagt der, der es geschenkt bekommt? Der hat keine Zeit zum Lesen, hat eine Lilienallergie und darf nichts Süßes essen. Und weiß, dass er sich mit einem Lötkolben sich nur den Finger verbrennt. Aber wenn er höflich ist, bedankt er sich freundlich.

Menschenopfer, verbrannte Tiere und schlechter Gesang - die Menschen haben im Laufe ihrer Geschichte auch Gott die unterschiedlichsten Geschenke gemacht. Nachzulesen in der Bibel. Sie meinten es damit sicher gut. Aber eine Freude machten sie allenfalls sich selbst damit, nicht aber Gott. Im Gegenteil. In der Bibel haut Gott angesichts dieser Geschenke recht unhöflich und undankbar auf den Tisch und sagt: „Schluss damit. Wenn ihr mir etwas schenken wollt, dann bitte etwas anderes.“ Und er zählt gleich auf, was er nicht einmal geschenkt haben möchte: „Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speiseopfer opfert, so habe ich keinen Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören.“

Brandopfer und Speiseopfer sind ja lange abgeschafft. Aber auch mit Feiertagen und Versammlungen macht man ihm nicht immer eine Freude. Jedenfalls wenn der Prophet Amos recht hat. Was Gott sich wünscht, ist preiswerter und doch viel anspruchsvoller:  nämlich Liebe, Gerechtigkeit, Interesse. „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ Das kann man sich leicht merken. Das kostet nichts. Man muss es nicht einmal einpacken. Aber wenn das die Geschenke sind, die ausgeteilt werden haben alle etwas davon, Menschen und Gott.

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