SWR4 Abendgedanken

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05OKT2020
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Es gibt Berufe, die haben es nicht leicht. Lehrer und Lehrerinnen zum Beispiel. Die stehen jeden Tag im Getümmel der Schule und müssen sich dann auch noch Spott und doofe Sprüche anhören. Nach dem Motto „vormittags haben sie immer recht und nachmittags immer frei“.  

Ich mache auch gerne mal dumme Sprüche. Aber was Lehrer betrifft, wurde ich eines Besseren belehrt. Denn ich kenne einige Lehrerinnen und Lehrer, die ihrem Beruf wirklich mit Leidenschaft nachkommen. Für sie sind die Schülerinnen nicht einfach ein Gegenüber sind, das unterrichtet werden muss, sondern einzelne Persönlichkeiten mit einer eigenen Geschichte. Diese Lehrer unterrichten nicht nur ihr Fach oder ihre Fächer, sondern sind oft auch der Kummerkasten für ihre Schüler. Sie hören sich Sorgen und Nöte an, sind einfach da, suchen das Gespräch.

Schon der Apostel Paulus weiß um die Bedeutung von Lehrern. So schreibt er seiner Gemeinde: „Ihr seid der Leib von Christus! Jeder einzelne ist ein Teil davon. Und Gott hat jedem in der Gemeinde seine Aufgabe zugewiesen. Zu nennen sind erstens die Apostel, zweitens die Propheten, drittens die Lehrer.“ (1. Korinther 12,27f) Sie übersetzen Sprachen und legen Worte aus, sie vermitteln Werte und Normen, Wissen und Fakten, aber sie schulen auch in menschlichem Verhalten.

Ich hatte solche Lehrer und Lehrerinnen in meiner Schulzeit. Und dafür bin ich dankbar. Denn sie haben mich geprägt. Damals. Einige meiner Lehrer waren Vorbilder für mich Ich denke gerne an sie zurück. Und ich bin glücklich, dass ich heute noch solche Lehrerinnen und Lehrer kenne, die mit Leidenschaft ihrem Beruf nachgehen, die in den Schülern ihnen anvertraute Menschen sehen.

Solche Menschen leiden dann unter doofen Sprüchen und zynischen Bemerkungen. Denn das wird ihnen nicht gerecht. In der Schule geht es um mehr als Wissensvermittlung, da geht es auch um Wertschätzung und persönliche Entwicklung.

Lehrer zu sein ist nach Paulus eine Gabe. Eine Begabung von Gott – so hat er das gemeint, glaube ich. So wünsche ich mir heute am „Internationalen Tag des Lehrers“, dass Lehrer zumindest heute mal vormittags recht und nachmittags frei hatten. Und vielleicht bekommen sie ja morgen mal von ihrer Klasse den nötigen und verdienten Applaus.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31800
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