SWR3 Gedanken

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05OKT2020
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Als Kind hatte ich einen. Schwarz, leicht glänzend. Mit einer messingfarbenen Öse, um ihn an der Jacke tragen zu können. Einen Kompass. Ich war damals bei den Pfadfindern. Und habe meinen Kompass sehr gemocht. Weil er mir immer den Weg gezeigt hat. Weil ich mich mit ihm nie verlaufen habe.

Manche Leute haben sogar einen „inneren Kompass“. Sie wissen genau, wo es lang geht. Sie haben ein Bauchgefühl dafür, wohin der Weg gehen muss. Wo das Ziel liegt. Was richtig und was falsch ist.

Aber auch der beste Kompass kommt manchmal ins Trudeln. Schlägt in die falsche Richtung aus. Weißt einen falschen Weg. Ohne, dass man das im ersten Moment merkt. Wenn es um einen herum braust und stürmt. Wenn man Angst hat. Wenn die Zeiten unruhig und trubelig sind.

Bei einem handfesten Kompass, so einem schwarzen, glänzenden Ding mit Messingöse, hilft nur eins: Er muss wieder eingenordet werden. Weg und Kompass müssen aufeinander abgestimmt werden. Die Kompassnadel muss wieder auf die richtige Himmelsrichtung, nach Norden, ausgerichtet werden. Dazu muss man zunächst vor allem stehenbleiben und sich Ruhe und Zeit nehmen.

Beim inneren Kompass ist das genauso. Stehenbleiben, Innehalten, sich Ruhe und Zeit nehmen. Und das Herz wieder auf die richtige Richtung ausrichten – gen Himmel. Sich fragen: „Wo bist Du, Gott?“ - „Ich bin bei Dir, alle Tage, sagt Gott, bis an der Welt Ende.“ Ich „norde“ mich wieder ein in meinem Gottvertrauen: Ich kann nicht verloren gehen. Denn Gott ist bei mir. Auf allen Wegen.

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