SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

03OKT2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Schade eigentlich, dass es in diesem Jahr wieder ein Samstag ist? Der Tag der Deutschen Einheit hätte mir sonst einen freien Tag beschert. Also Zeit zum Ausschlafen, zum Wegfahren, oder einfach Zeit für die Lieben daheim. Ich hab das immer genossen. Nur an den eigentlichen Sinn dieses Tages, an den denke ich offen gestanden an diesem Tag eher selten. Also daran, wie aus einem geteilten Land wieder eins wurde. Dabei ist in diesen 30 Jahren so unglaublich viel Positives passiert zwischen Ost und West. Dennoch scheint mir, dass es mit einer echten Einheit bei uns an anderen Stellen immer noch hakt und klemmt.

Zum Beispiel ist in diesen 30 Jahren die Schere zwischen Reich und Arm noch viel weiter auseinandergegangen. Jedes sechste Kind ist in Deutschland von Armut bedroht. Mehr als zwei Millionen Kindern und Jugendlichen in unserm reichen Land gehen dadurch Lebenschancen verloren. Weil jede Klassenfahrt zum finanziellen Kraftakt wird. Weil Lernapps und Nachhilfestunden für ihre Eltern oft unbezahlbar sind. Echte Einheit sieht anders aus. 

Und als Christ nervt mich natürlich auch, dass wir es in 500 Jahren nicht geschafft haben, die Differenzen zwischen Katholiken und Protestanten endgültig aus dem Weg zu räumen. Dass wir auf eine echte Einheit der Kirchen also immer noch warten. 

Die Welt, wie sie ist, werde ich nicht ändern. Aber in meinem kleinen, überschaubaren Umfeld kann ich ja trotzdem was für die Einheit tun. Zum Beispiel schon dadurch, dass ich Menschen in meiner Stadt unterstütze, die es eben nicht so gut haben wie ich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31770
weiterlesen...