SWR2 Wort zum Tag

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23SEP2020
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Palau – ein Inselstaat im Pazifik. Schneeweiße Strände, türkisblaues Wasser – die Fotos, die ich davon gesehen habe, begeistern auch mich. Eine Traumlandschaft in der Südsee. Aber auch ein bedrohtes Paradies: Die Sonnencreme der badenden Touristen schädigt die Korallenriffe – und die Inseln, nur wenige Meter über dem Meeresspiegel gelegen, könnten in Folge des Klimawandels schlicht untergehen.

Um darauf aufmerksam zu machen, hat Palau vor ein paar Jahren eine besondere Idee gehabt: The Palau Pledge – das Versprechen von Palau. Seit einigen Jahre wird es jedem in den Pass gestempelt, der nach Palau einreist – und der Passinhaber muss es unterschreiben:

An die Kinder von Palau, so beginnt der Text – tatsächlich haben Schulkinder bei der Formulierung geholfen. Und weiter heißt es:

Als euer Gast gebe ich euch das Versprechen,
eure einzigartigen und wunderschönen Heimatinseln zu bewahren und zu schützen.
Ich gelobe,
behutsam aufzutreten,
freundlich zu handeln und
achtsam zu entdecken.

Ich werde nichts nehmen, was mir nicht gegeben wird.
Ich werde nichts verletzen, das mich nicht verletzt.
Die einzigen Fußabdrücke,
die ich hinterlasse, werden die sein, die das Meer wegspült.

Mich beeindruckt dieses Bekenntnis zur Behutsamkeit. Ich finde, der Text ist mehr als eine Verpflichtung für Touristen, die einen fernen Südseestaat besuchen. Eigentlich, so denke ich, könnte jeder Mensch dieses Versprechen jeden Tag neu abgeben. Egal, wo er oder sie sich gerade aufhält. Denn ich glaube: Auch in unserem eigenen Land bewegen wir uns in einem Raum, der nicht unser Eigentum ist – oder höchstens für die kurze Zeitspanne unseres Lebens. Wir leben mit anderen Menschen, Tieren, Pflanzen, die uns nicht gehören, sondern höchstens für eine Weile anvertraut sind.

„Ich bin ein Gast auf Erden“, so heißt es in einem alten Kirchenlied. Ich finde, es ist hilfreich, wenn ich mir das ab und an deutlich mache. Dann könnte ich das Versprechen auch als Gebet sprechen – zu dem, auf dessen Welt ich zu Gast bin. Vielleicht so:

Gott,
als Gast auf Erden verspreche ich,
diese einzigartige und wunderschöne Welt zu schützen und zu bewahren.
Ich möchte,
behutsam auftreten,
freundlich handeln und
achtsam entdecken.

Ich möchte nichts nehmen, was mir nicht gegeben wird.
Ich möchte nichts verletzen, das mich nicht verletzt.
Hilf mir dabei. Amen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31704
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