SWR3 Gedanken

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11SEP2020
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Ich erinnere mich noch gut daran. Es war kurz nach den Anschlägen von New York- September nine- eleven. Also heute vor 19 Jahren. Da hielt der damalige US-Präsident George W. Bush eine Rede. In dieser Rede hat er mehrmals von der „Achse des Bösen“ gesprochen. Immer wieder war danach die Rede davon. „Die Achse des Bösen“ wurde zum Begriff. Gemeint waren Länder, die Terroristen unterstützt haben. Und diese Länder samt ihren Bewohnern sollten nach den Terroristen ebenso vernichtet werden.

Mich hat das damals sehr beschäftigt. Und bis heute frage ich mich: Wie müssen sich die Menschen in diesen Ländern gefühlt haben? Nur, weil sie in einem bestimmten Land wohnen, waren sie plötzlich auch potentielle Terroristen! Nur weil auch bei uns Menschen denselben Glauben haben wie jene, die auf dieser „Achse des Bösen“ leben, wurden sie auf einmal auch terrorverdächtig.

Eigentlich ist das bis heute so. Fremdenhass, Islamfeindlichkeit und auch Antisemitismus sind inzwischen unter uns salonfähig. Aber was tun wir da? Wir scheren Menschen einfach über einen Kamm. Weil sie einer bestimmten Religion angehören oder in einem bestimmten Land wohnen, sind sie für uns Böse. Mir macht das Angst. Und ich finde es falsch. Man sieht doch nicht am Bart oder am Kopftuch, nicht an der Hautfarbe oder im Reisepass, ob ein Mensch böse ist. Oder ob er ein gutes Herz hat.

Für mich als Christin ist hier ein Satz wichtig, der in der Bibel steht: Der Mensch sieht nur, was ihnen vor Augen steht. Gott aber sieht das Herz an. Mir sagt das:  ich darf Menschen nicht nach dem Äußeren oder nach Formalitäten beurteilen.  Sondern ich soll versuchen, sie kennen zu lernen. Das versuche ich auch immer, wenn ich anderen Menschen begegne. Nicht nur das sehen, was meine Augen wahrnehmen, sondern auch auf das Herz des anderen hören und spüren, wem ich begegne.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31607
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