SWR3 Gedanken

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10SEP2020
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Wenn ich mitbekomme, dass jemand schlecht über mich redet, dann möchte ich am liebsten das Gleiche tun. Dann möchte ich etwas über ihn sagen, dass andere ihn nicht mehr ernst nehmen. Und ihm nicht mehr glauben. Am liebsten noch mit schlimmeren Behauptungen als die, diese Person über mich erzählt. Ich weiß selbst, dass das nichts bringt. Aber im ersten Moment ist das verlockend.

Mit diesem Bedürfnis finde ich mich in guter Gesellschaft. Sogar die Freunde, mit denen Jesus unterwegs war, hatten es. Die schlecht machen, die einem schaden wollen. Jesus fand das verständlich. Aber nicht gut. Deshalb hat er ihnen gesagt, wie sie es besser machen können. Er hat gesagt: „Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen.“

Vielleicht würden wir die, die schlecht von uns reden, nicht Feinde nennen. Vielleicht würden wir „Lästermaul“ zu ihnen sagen oder `“Mobber“.  Aber genau diese Menschen meint Jesus. Feinde hat man nicht nur im militärischen Sinn. Sondern auch als persönliche Gegner.

Ich finde Jesu Forderung ganz schön steil. Die, die schlecht über mich reden und mich so „verfolgen“, die soll ich lieben und dann auch noch vor Gott ein gutes Wort für sie einlegen?

Ich hab das probiert. Hab für die Menschen gebetet, die Schlechtes über mich erzählt haben. Sie haben deshalb nicht damit aufgehört. Aber bei mir hat sich was verändert. Ich hab mich gar nicht mehr so sehr geärgert. Hab dem anderen nicht mehr Böses gewünscht. Mein Herz ist freier geworden und irgendwann konnte ich sogar drüber lachen. Vielleicht ist es das, was Jesus wollte. Dass wir uns nicht fertig machen lassen, uns nicht in Hass und Wut reinziehen lassen, sondern fröhlich bleiben. Und drüber lachen. Und dafür gibt’s ja wirklich Grund genug.

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