SWR4 Abendgedanken

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08SEP2020
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Vor ein paar Tagen war ein kleiner Töpfermarkt bei uns im Ort. Schon als ich die Plakate entdeckt habe, habe ich mich gefreut. Endlich, nach all den Wochen wieder ein wenig Leben und buntes Treiben. Und so ist es dann auch gewesen: Unter bunten Schirmen war die Ware ausgestellt und zog die Menschen an. Ich habe gestaunt wie vielfältig das Angebot der Kunsthandwerker gewesen ist: Buntes Geschirr, kleine Schmuckstücke, weiße Vasen, Stelen für den Garten, rustikale Teller, mit und ohne Glasur.

Aufgefallen ist mir, dass das Angebot eines Standes dabei jeweils einen ganz eigenen Stil hatte: Man konnte sehen, dass die Ware die Handschrift ihres Herstellers trug. Die Persönlichkeit des Künstlers spiegelte sich deutlich in seinem Werk wider. Manchmal war das ganz offensichtlich, manchmal eher verborgen. Die Farben der Kleidung des einen fand sich auf seinen Tellern und Tassen wieder. Rot-Grün-gelb, eine auffallende Kombination, der man sonst wenig im Alltag begegnet. Die Herstellerin der sehr feinen, ganz zerbrechlichen Vasen war im Gespräch ruhig und zurückhaltend – wie ihre Kunstwerke. Der Töpfer der großen Schüsseln war schon rein äußerlich ein Mann von Format.

Das hat mich erinnert, dass in der Bibel Gott einmal als ein Töpfer beschrieben wird. In der Schöpfungsgeschichte heißt es, dass Gott den Menschen aus Ton geformt hat und ihm dann seinen Geist eingehaucht hat. Sagt das nicht auch, dass Gott unser Schöpfer ist und sich in jedem seiner Geschöpfe etwas von ihm zeigt? So, wie ich es auf dem Töpfermarkt erlebt habe. Für mich ist das eine schöne Vorstellung. Denn das heißt ja, dass ich in jedem Mitmenschen die Spuren seines und meines Schöpfers entdecken kann. Diese Spuren zu suchen und zu finden bereitet mir Freude. Und ich finde, Gott ist ein unendlich fantasievoller und kreativer Schöpfer. Sein Werk trägt seine Handschrift und steckt voller Überraschungen, denn kein Werkstück, kein Geschöpf, gleicht dem anderen. Und so staune ich über die Vielfalt der Menschen, die mir begegnen und freue mich an ihrer Unterschiedlichkeit.

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