Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Manchmal bleibt einem nicht anderes übrig, als sich aus dem Staub zu machen.
Manchmal ist die Situation zu verfahren, der Konflikt zu kompliziert
und die Menschen um einen herum zu stur, um verstehen zu wollen.
Manchmal muss man einfach abhauen.
Auch Jakob kommt irgendwann an diesen Punkt, erzählt die Bibel.
Zum einen ist da die dumme Geschichte mit seinem Bruder, den er um sein Erbe betrogen hat. Das war nicht fair. Aber er hat da auch noch seine Mutter mit hineingezogen.
Und als der Vater den Schwindel merkt, ist für Jakob klar: Besser, er verschwindet für eine Weile.

Dafür ist die Wüste der richtige Ort. Hier kann man untertauchen und sich unsichtbar machen.
Für Jakob wird die Wüste aber noch mehr. Nach all den Verstrickungen, Tricksereien und schiefen Manövern, mit denen er sich bisher durchgewurschtelt hat, kommt er in der Wüste zur Ruhe.
Und entdeckt den Himmel. Und den göttlichen Segen, der dort auf ihn wartet.

Und das war so: kaum war es dunkel in der Wüste, schiebt sich Jakob einen Stein unter den Kopf, als eine Art Kissen und schläft ein. Dann beginnt er zu träumen.
Und sieht im Traum eine Leiter, die von der Erde bis zum Himmel reicht.
Und da sind Engel, die rauf und runter fliegen und dazwischen steht Gott selbst und sagt zu ihm: Ich will dich nicht verlassen und will dich behüten, wo du auch hingehst.

Als Jakob am nächsten Morgen wieder aufwacht, erinnert er sich an seinen Traum.
Und erschrickt gewaltig. Wie bitte? Er hat betrogen und gelogen und Gott will ihn nicht verlassen? Er hat immer nur auf seinen Vorteil geachtet und Gott will ihn behüten?
Was ist das für ein Gott?
Kann das sein: dass mir der Himmel offen steht? Dass sich da einer um mich kümmert?
Soll ich wirklich gesegnet sein – ohne dass ich mich dafür vorher krumm gelegt habe?

Es hat wohl noch lange gedauert, bis Jakob das wirklich verstanden hat.
Und das ist ja bis heute so, dass man lange braucht, das zu verstehen.
Aber die Antwort auf all die Fragen von Jakob lautet: Ja.

Gott hat gerade mit diesem kleinen Trickser angefangen. Der Stammvater der Juden und Christen war ein Schlawiner und ein Betrüger. Und Gott hat ihn geliebt.

Begriffen hat Jakob diese Offenbarung allerdings nicht in seiner ehemals vertrauten Umgebung. Erst in der Wüste, mit einem Stein unter dem Kopf als Kopfkissen und in einer auch sonst alles andere als gemütlichen Lage, öffnet sich ihm ganz unversehens der Himmel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=3159
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