SWR3 Gedanken

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01SEP2020
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Ich habe einen Rassismus-Test im Internet gemacht und war schockiert über das Ergebnis. Der Test ist nicht irgendein Test, er gehört zu einem Forschungszweig an der Harvard Universität in Cambridge. Und dieser Test fragt: „Wie rassistisch sind Sie?“

Für den Test muss ich Gesichter mit schwarzer oder weißer Hautfarbe der rechten oder linken Seite zuordnen und dazu auch noch positive und negative Begriffe. Wichtig ist, dass ich nicht groß darüber nachdenke, sondern dass ich so schnell wie möglich entscheide.

Mit diesem Test sollen die Vorurteile, die ich vielleicht unbewusst habe, ans Licht kommen. Also ob ich vielleicht Menschen mit weißer Hautfarbe eher den positiven Begriffen zuordne, und sie damit bevorzuge. Das Ganze dauert nur zehn Minuten, und mein Testergebnis fließt direkt in die Forschung ein.

Am Ende steht folgendes Ergebnis auf meinem Laptop: „Sie haben starke Vorbehalte gegenüber Menschen mit schwarzer Hautfarbe.“ Ich bin schockiert, das ist furchtbar. Wo ich doch vom Gegenteil überzeugt bin. Ich habe es zwar schon befürchtet, dass ich irgendwie Vorurteile habe, aber so ein schlechtes Ergebnis!

Ich erkläre es mir so: als weiße Frau, die schon immer in Deutschland lebt, habe ich automatisch die weiße Hautfarbe als die „normale“ abgespeichert. Und weil ich im Alltag eben seltener jemanden mit schwarzer Hautfarbe treffe, ist die für mich erstmal eher fremd, und macht mich unsicher.

Immerhin steht dann noch etwas unterm Testergebnis, das mich zuversichtlicher stimmt. Da steht:
„Die Forschung kann nicht eindeutig vorhersagen, wie sich Personen, die diesen Test einmal gemacht haben, in Zukunft sozial verhalten.“ Aha, es gibt noch Hoffnung für mich: wenn ich also erstmal weiß, wie ich unbewusst ticke, dann kann ich auch was verändern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31586
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