Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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01SEP2020
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„Heute haben wir in der Schule nur über Geschlechtsverkehr gesprochen!“ Meine Tochter haut den Satz beim Mittagessen raus. Einfach so. Mir fällt fast der Löffel aus der Hand. Aber meine Frau antwortet ganz cool: „In Bio?“ „Nein“, sagt meine Tochter „in Religion“. Jetzt verschlucke ich mich nochmal und frage: „In Religion?“ Meine Tochter schaut mich an: „Ja, in Religion. Bei Adam und Eva.“ „Was haben denn Adam und Eva mit Geschlechtsverkehr zu tun.“

Meine Tochter sieht mich mit diesem Teenagerblick an. Sie sagt geduldig: „Das waren doch die Ersten, die es getan haben.“ Ich blicke hilfesuchend zu meiner Frau. Meine Frau sagt: „Das ist eine Geschichte, keine biologische Erklärung.“ „Ja“, sagt meine Tochter, „ich habe mich auch schon gewundert. Adam und Eva haben doch zwei Söhne. Und einer bringt den anderen um. Dann sind es nur noch drei Menschen. Wie sollen daraus alle Menschen kommen?“ „Genau“, sagt meine Frau. „Da sieht man schon. Die Geschichte ist nicht biologisch gemeint. Es geht nicht um Geschlechtsverkehr.“

Meine Tochter isst seelenruhig ihre Suppe. Mein Sohn hört mittlerweile auch interessiert zu. Wahrscheinlich wegen des Geschlechtsverkehrs. Er fragt: „Aber warum erzählt man diese Geschichte dann? Wenn sie gar nicht stimmt!“ Meine Frau antwortet: „Sie stimmt ja schon, aber eben nicht als biologische Geschichte. Sie erzählt, dass wir kein Zufall sind, sondern dass Gott uns gewollt hat.“

Meine Tochter legt den Löffel weg: „Es geht nicht um Geschlechtsverkehr?“ „Nein“, sagt meine Frau, „es geht darum, dass Gott uns liebt und auf uns aufpasst. Seit den ersten Menschen macht er das. Also seit Adam und Eva.“

„Das ist also so wie bei Opa“, sagt meine Tochter. „Mit dem Geschlechtsverkehr?“, fragt mein Sohn. „Nein mit Adam und Eva. Oma sagt doch: Opa fängt immer bei Adam und Eva an, wenn er was erklärt.“ „Genau“, sagt meine Frau. „Adam und Eva ist eine Geschichte, die uns etwas erklärt. Von Anfang an.“ „Dass Gott auf uns aufpasst?“, fragt meine Tochter. „Genau“, sage ich, „können wie jetzt weiteressen?“

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