SWR2 Wort zum Tag

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01SEP2020
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Dank Corona war ja im ersten Halbjahr weltweit fast alles ziemlich heruntergefahren – und so hat die Erde ein bisschen Glück gehabt. Aber seit dem 22. August sind die Ressourcen verbraucht; für den Rest des Jahres lebt die Menschheit auf Umweltkredit. Welterschöfungstag hat diesen Tag jemand genannt. Alle Rohstoffvorräte verbraucht, aller Sauerstoff verbrannt und veratmet, alle CO2-Lizenzen verschleudert; drei Wochen später erst – deswegen sage ich Glück gehabt“ – aber seit zehn Tagen verbrauchen wir alle gemeinsam Schätze, die die Erde und die Sonne und alle ihre Kräft aus eigener Kraft nicht wieder herstellen oder ersetzen können. Die heute lebenden Menschen nehmen Kredit bei den kommenden Generationen; ungefragt, natürlich. Ganz ohne dass die jungen Leute zustimmen könnten. Und außerdem auch noch ungerecht – die im reichen Norden und Westen, die schon sowieso zu viel haben und verbrauchen, die verschwenden auch gleich noch viel mehr als die Menschen  in den armen Gebieten im Süden …

Da kommt die Schöpfungszeit,  zu der die großen Kirchen weltweit eingeladen haben, nur ein paar Tage zu spät. Sie erinnert daran, dass es eigentlich noch viel schlimmer ist, wie die Menschen die Erde verbrauchen. Ginge es nur um den Kredit der nächsten Generationen, dann bliebe das ja sozusagen ein internes Problem der Menschheit –  zurückzuzahlen erst, wenn die meisten heutigen lange tot sind.

Aber in Wirklichkeit versagen die Menschen vor dem Auftrag, den sie von Gott selbst erhalten haben. Gott stellt die Menschen auf die Erde, erzählt die jüdisch-christliche Bibel,  damit sie sie bebauen und bewahren. Keine Rede von verbrauchen und leer zurückgeben, bestenfalls wie eine Pfandflasche. Nächste Runde? there is no planet B!

Die Schöpfungszeit erinnert an diesen Auftrag. Und macht klar, dass wir dringend zu ihm zurück müssen, um wieder im Einklang mit der Schöpfung zu leben und um dem Auftrag wieder ein bisschen besser zu entsprechen.

Es passt, dass die Kirchen in Deutschland die Schöpfungszeit am Freitag in Landau eröffnen – und dass sie im pfälzischen Weinland dem Tag das Motto einklang und Weinklang gegeben haben. Wein ist schon immer das Symbol dafür gewesen, wie Gott die Menschen mit der Schöpfung beschenkt und wie sie mit der Natur zusammenarbeiten, damit so ein tolles Getränk entstehen kann wie es der Wein nun mal ist. Zusammenarbeiten; im Einklang; damit Weinklang entstehen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31568
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