SWR2 Wort zum Tag

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08SEP2020
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Gerade blüht sie wieder in vielen Bauern- und Klöstergärten: Die echte Goldrute, Solidago Virgaurea, manchmal auch Gemeine Goldrute genannt. Dabei ist sie keineswegs gemein, sondern eine wertvolle Pflanze und sollte nicht mit ihren nordamerikanischen Verwandten verwechselt werden, die, eingeschleppt, leider inzwischen heimische Arten verdrängen. Der lateinische Name weist schon auf die Fähigkeiten dieser schönen Pflanze hin. Solidare bedeutet verfestigen ganz machen oder zusammenfügen. Die echte Goldrute wirkt wundheilend, desinfizierend und entwässernd. Es heißt, sogar Martin Luther habe von ihrer Heilkraft profitiert. Katharina von Bora habe ihrem Martin häufig einen Tee aus der Goldrute zubereitet um seine Beschwerden zu lindern.

Es ist beklagenswert, dass gerade durch die Hexenverfolgung viel Wissen über die Heilkraft der Pflanzen vernichtet wurde. Bezeichnend, dass die Goldrute auch Heidnisch Wundkraut genannt wurde. Dabei sind Pflanzen mit Heilkraft doch echte Gottesgeschenke! Unsere deutsche Sprache hat noch die Vielfalt der Heilwirkungen von Kräutern bewahrt. „Dagegen ist kein Kraut gewachsen“ bezieht sich auf die Liebe und den Tod, gegen beides hilft tatsächlich kein Heilkraut. Für alle anderen Leiden gibt es dagegen schon Kräutlein, die helfen oder zumindest lindern. Im Dorf meiner Großeltern gab es noch eine Frau, die um Kräuter wusste und die man aufsuchte, wenn kein Arzt helfen konnte. Ich wurde als Kind zu ihr gebracht, als ich einmal eine Warze hatte. Ausgestorben sind Kräuterkundige glücklicherweise noch nicht, und inzwischen setzt sich die Kirche für sie ein! Auf der Homepage meiner Kirche, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, kommt eine Kräuterkundige zu Wort. Kräuterfrau Karin Geis aus Frankfurt erklärt Interessantes zu den Heilkräutern der Bibel, warnt allerdings auch vor Selbstmedikation. Zum Wissen um die Heilkraft gehört vor allem auch das Wissen um die richtige Dosierung dazu. 

Mich erinnert die Goldrute daran, dass unser Schöpfer Schönheit und Nutzen wunderbar verbinden kann.

Wer mag, kann seinen eigenen Garten als Heilkräutergarten gestalten und wird bemerken, dass es in diesem Garten keineswegs wie in einem Krankenhausflur aussieht oder gar riecht. Heilkräuter sind wunderbar farbig und duften häufig. Ganz nebenbei werden auch die Bienen und andere Insekten profitieren, denn die schätzen die Goldrute auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31559
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