SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

27AUG2020
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Seit einiger Zeit weiß ich schon, dass eine Kollegin ihre Stelle verlässt. Und seitdem ich das weiß, kreisen meine Gedanken immer wieder um dieses Ereignis. Es ist eine Mischung aus vielen Gefühlen, aus Trauer und Sorge. Mal denke ich, dass ich unsere gute Zusammenarbeit so sehr vermissen werde; mal denke ich, dass es schon irgendwie weitergehen wird, mal wünsche ich mir, dass der Termin in weiter Zukunft läge; und dann denke ich wieder, dass ich diese Veränderung nur noch hinter mich bringen will. Solche Übergangszeiten finde ich ziemlich anstrengend. Auch wenn ich als Pfarrerin oft damit zu tun habe. Auch Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten oder Beerdigungen sind ja Ereignisse, die sich um Übergänge drehen, und auch da sehe ich immer wieder, wie viele Gefühle im Spiel sind.

In der Bibel gibt es eine Geschichte vom Übergang, die spielt am Ufer des See Genezareth. Hier am Übergang vom Land zum Wasser ist Jesus einmal einer Gruppe von Fischern begegnet. Die Fischer waren dabei, ihre Netze zu flicken.

Jesus ist in das Boot von Simon Petrus, dem Fischer, gestiegen und hat ihn gebeten, ein wenig vom Ufer weg zu rudern. Nun war es offenbar möglich, dass die große Schar von Leuten ihn besser hören konnte, die mit ihm unterwegs war. Als er mit seiner Rede fertig war, hat Jesus den Simon Petrus aufgefordert, noch einmal zum Fischen zu fahren. Am helllichten Tag; dabei hatten sie doch schon in der voran gegangenen Nacht nichts gefangen. Für erfahrene Fischer war das eigentlich sinnlos.

Ich finde, auch das passt zum Thema Übergang. Jesus lädt Simon Petrus ein, etwas Neues auszuprobieren. Und Petrus scheint gespürt zu haben, dass es sich lohnt, Jesus zu folgen.

Er sagt zu ihm: Wir haben schon die ganze Nacht gearbeitet, und wir hatten keinen Erfolg. Aber auf dein Wort hin, Jesus, versuche ich es.

Tatsächlich klappt das. Obwohl die Bedingungen ganz und gar anders waren als sonst, hat Petrus an diesem Tag einen riesigen Fischzug gemacht.

An den Übergängen in meiner Arbeit geht es mir oft wie Petrus: Es ist anstrengend, und manchmal sehe ich keinen Ertrag. Aber Petrus würde mir vermutlich Mut machen, auch wenn mir der Stellenwechsel der Kollegin Sorgen macht: Wenn Jesus mitkommt und sein guter Rat, dann ist das zu schaffen.

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