Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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29AUG2020
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“ Löwenmut vor Königsthronen“ das war die Devise einer Freundin, der Theologin Gabriele Miller. Sie ist vor 10 Jahren gestorben und heute hätte sie Geburtstag. Ihre unerschrockene Haltung Autoritäten gegenüber, hab‘ ich bewundert.

Darin war sie den biblischen Prophetinnen und Propheten ähnlich, die auch unverblümt gesagt haben, was Sache ist und Unrecht benannt haben – auch an oberster Stelle.

Dazu gehört Mut und Rückgrat. Beides hatte Gabriele Miller. Sie war eine der ersten Frauen, die in Tübingen katholische Theologie studiert haben. Nicht ganz selbstverständlich in den 50er Jahren. Besonders die biblischen Geschichten hatten es ihr angetan. Sie gegen den Strich zu bürsten und zu schauen, was sie heute zu sagen haben. Und mit ihrem Gott zu ringen, war eine ihrer großen Leidenschaften. Damit hat sie später ihre Studentinnen und Studenten angesteckt -  so auch mich. Dafür bin ich ihr dankbar und für so manche gelebte Unterrichtseinheit in „Löwenmut vor Königsthronen“.

Aber was meint denn dieser „Löwenmut vor Königsthronen“ – zumal in einer Zeit in der es zumindest bei uns keinen König mehr gibt… und es auch nicht um das laute Gebrüll eines Raubtiers geht.

Mich ermutigt dieser Satz dazu, beherzt zu sein, und nicht duckmäuserisch. Den Mund aufzumachen, wo jemand unfair behandelt oder gemobbt wird.  Und das nicht nur hinter vorgehaltener Hand mit Kollegen zu besprechen, sondern auch dem Chef gegenüber klar zu äußern.

Löwenmut vor Königsthronen bedeutet für mich auch, aufrecht um Hilfe bitten zu können. Zu sagen, wo es was braucht, und sei es Geld für ein Projekt, damit sich etwas zum Guten wendet. Zu spüren, dass ich mich dadurch nicht klein mache, sondern einer größeren Sache diene.

Löwenmut heißt für mich auch, mutig den aufrechten Gang zu gehen und dabei jedem Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, respektvoll und ehrlich.

Für mich als Frau in der katholischen Kirche heißt das, gleichzeitig widerständig und loyal zu sein. Und das auch zu bleiben. Loyal dem gegenüber, was ich meine von der Botschaft Jesu verstanden zu haben und widerständig, überall da wo ich meine, dass sein Auftrag verletzt wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31516
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