SWR2 Wort zum Tag

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22AUG2020
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Der Zufall stand und steht zu allen Zeiten und in allen Kulturen unter dem Verdacht, dass da eigentlich etwas Tieferliegendes verschleiert wird. So wollen wir die Situation verarbeiten und für uns selbst weniger komplex machen. Wer also sagt, dass es nur ein unglücklicher Zufall war, dass das neuartige Coronavirus vom Tier auf den Mensch übergesprungen ist, muss damit rechnen, dass dies für viele Menschen schwer verdaulich ist. Es ist eben schmerzlich und schwer auszuhalten, dass all dieses Leid und die Probleme keinen Sinn haben sollen.

Worauf es jetzt ankäme, wäre aber, etwas Sinnvolles aus der jetzigen Situation zu machen. Dann kann die Sinnfrage zu einem positiven Impuls in der Krise werden. Die Coronakrise hat uns ausgebremst und uns gezwungen, eine globale Pause zu machen. Diese kann aber sinnvoll genutzt werden. Wir können mit neuem und schärferem Blick auf die Welt schauen, die um uns herum ist und deren Teil wir sind. Wollen wir nach der Krise weiter so wirtschaften, dass der Planet auf den Abgrund zuläuft? Wie kann Wirtschaften und der Schutz der Lebensgrundlagen zusammengehen? Wie können wir mit Tieren und Pflanzen so umgehen, dass es für alle gut ist, inklusive uns Menschen?

Wenn wir diese Fragen mit Nachdruck stellen, kann sich etwas verändern in der Gesellschaft und dann hätte dieses sinnlose Virus doch etwas Positives bewirkt, nämlich dass wir im Innehalten klarer erkennen, was anders werden muss. Die immer schnellere Ausrottung von Tierarten hängt eng damit zusammen, dass Viren von Tieren auf den Menschen überspringen, denn die für Tiere an sich harmlosen Viren haben immer weniger Wirte, in denen sie leben können. Diese Erkenntnis muss uns dazu bringen, mit den anderen Geschöpfen anders umzugehen.

Es gibt schon viele solcher positiven Ansätze und Diskussionen. Philosophen und Theologen finden Gehör mit Themen, die bisher oft im Lärm der wirtschaftlichen Produktion untergegangen sind. Zukunftsforscher sehen Chancen, jetzt umzukehren. Matthias Horx ist ein sehr bekannter von ihnen und in seinem Buch "Die Welt nach Corona" schreibt er: "Die Corona-Krise legt offen, was vorher schon faul war, und sie hat das Zeug, uns zum Besseren zu verändern". Ist das zu optimistisch? Ich glaube nicht. Seien wir mutig, sinnvolles aus der Krise zu lernen – für eine bessere Zukunft für uns Menschen und für die ganze Schöpfung.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31511
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