Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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20AUG2020
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Wenn in vier Wochen die Fußball-Bundesliga wieder startet, wird André Schürrle nicht mehr dabei sein. Er hat seinen Rücktritt vom Profi-Fußball erklärt. Mit 29 Jahren! Das ist nicht steinalt, aber auch nicht mehr ganz so jung im Fußballgeschäft. Immer wieder wurde jetzt beim Rückblick auf seine Karriere der vermeintlich größte Moment erwähnt: Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2014. Deutschland gegen Argentinien. In der 113. Minute sprintete er auf der linken Seite von der Mittellinie nach vorne, schlug eine Flanke zu Götze, der schießt – 1 : 0. Die Fußball-Nationalmannschaft und Schürrle sind Weltmeister. Einen Karriereschub hinein in die besten Teams der besten Ligen hat ihm das  nicht gebracht. Zuletzt war er nach Fulham und dann nach Moskau ausgeliehen.

Schürrle selbst hat seine Situation als Fußballer in den vergangenen Jahren so beschrieben: Die Tiefen wurden immer tiefer, die Höhepunkte immer weniger. Das macht einsam. Darüber reden darf man aber auch nicht. Man hat im Job seine Rolle zu spielen, schließlich verdient man ja eine Menge Geld.

Irgendwann hat Schürrle gemerkt: Das funktioniert nicht mehr. So viel Geld kann man gar nicht verdienen, dass einem das eigene Innenleben völlig egal sein kann. Außerdem soll die Familie, Frau und Kind, die Tiefen nicht abbekommen. Der Ludwigshafener Bub hat darum Schluss gemacht mit dem Fußball und erklärt: „Ich brauche keinen Beifall mehr!“

Ich finde, da folgt er dem Apostel Paulus. Der war als Missionar eigentlich auf Zustimmung bei den Menschen angewiesen, nach dem Motto: Stell dich nicht so an, ist doch für die gute Sache. Mach dir keinen Kopf; Hauptsache, Erfolg. Aber das konnte  Paulus nicht. Darum hat er in der Bibel an die Korinther geschrieben, mit denen er gestritten hat:

Mir ist es ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde. Gott ist mein Richter (1 Kor 4,4). Gott ist da, wenn die Tiefen immer tiefer werden und die Höhepunkte weniger. Der bleibt, wenn es einsam um einen wird. Der hat auch mit 29jährigen Weltmeistern noch was vor. Vielleicht nicht gerade im Fußball. In unserer Welt gibt es weiß Gott genug anderes zu tun. Wo man nicht verstecken muss, wie einem ums Herz ist. Gottes Segen bei der Suche, André Schürrle!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31505
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