SWR2 Wort zum Tag

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Meine Tochter geht in diesem Jahr zur ersten Heiligen Kommunion. Die Vorbereitung in den Kommuniongruppen gefällt ihr. Die Kinder lernen die Gemeinde und den Gottesdienst kennen, damit sie sich in der Kirche zu Hause fühlen können.
Das ist ein anspruchsvolles Programm. Ein Gottesdienst ist eben nicht gerade eine kindgemäße Veranstaltung. Darin heimisch zu werden, ist oft ein langer Prozeß.

In der letzten Gruppenstunde haben die Kinder ein großes Fladenbrot miteinander geteilt. Das hat meiner Tochter gefallen. Das Brot schmeckte lecker und das Erlebnis der Gemeinschaft war schön. Ob sie dieses Gefühl bei der ersten heiligen Kommunion wiederentdecken kann? Miteinander Brot teilen – das ist die Mitte dieser Feier. Brot, das uns von Jesus gegeben wird. Brot, in dem wir ihn schmecken können, seine Liebe zu uns. Brot, das unter allen verteilt wird, damit sie in die Gemeinschaft mit Jesus hineinwachsen.

Ich erinnere mich an einen Gottesdienst, zu dem ein Priester aus Anlaß seines 50. Geburtstages eingeladen hatte. Die Kirche war voll von den unterschiedlichsten Menschen aus den Gemeinden, in denen er gewirkt hatte und wirkt, aus seinem Heimatort, Freunde, Familienangehörige, Menschen, die er als Seelsorger begleitet hatte, Arme, Reiche, Kirchennahe und Kirchenferne, Kinder und Alte. Viele standen an der Seite, weil sie keinen Sitzplatz mehr gefunden hatten. Für den Gottesdienst hatte eine befreundete Frau Brot gebacken, schöne große Laibe, die sie in viele kleine Stückchen aufgeschnitten hatte. Aber würde es für alle reichen? Als beim Abendmahl bei der Kommunion das Brot weitergereicht wurde, teilten es die Menschen untereinander und so blieb sogar noch etwas übrig – ganz wie in der Geschichte von der wunderbaren Speisung, wo Jesus mit 5 Broten und zwei Fischen eine ganze Menschenmenge satt gemacht hatte. Etwas von dem Wunder dieser Geschichte habe ich in diesem Gottesdienst gespürt: Satt macht die Erfahrung miteinander zu teilen und verbunden zu sein, ein Leib zu werden – um in der Sprache der Bibel und der gottesdienstlichen Feier zu reden.

Ob meine Tochter auch solche Erfahrungen machen wird, weiß ich nicht. Aber ich wünsche es ihr, dass sie den Geschmack des Teilens und so der Gemeinschaft mit Jesus verkosten kann.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3146
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