SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

15AUG2020
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Ein Pianist und eine Zuhörerin. Die beiden sitzen sich gegenüber. Der Pianist schaut der Zuhörerin lange in die Augen, dann spielt er. Etwa zehn Minuten. Der letzte Ton verklingt und schon ist das Eins zu Eins-Konzert zu Ende. Und eine beglückte Zuhörerin verlässt den Konzertraum. In dem Fall eine Kirche. Es kann aber auch ein ganz anderer Raum sein.

Seitdem die Pandemie ausgebrochen ist, gibt es diese Kleinstkonzerte in der ganzen Welt. Erfunden wurden sie schon ein Jahr vorher bei einem Musikfestival im Kloster Volkenroda in Thüringen. Und das Tolle daran ist: Diese Konzerte können fast überall stattfinden. Es hängt eigentlich nur vom Instrument ab. Eine Geige kann man auch in einem Stall spielen und eine Flöte auch draußen auf einer Wiese.

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, heißt es in der Bibel. Der Mensch braucht mehr, als nur Essen auf dem Teller und Wasser im Glas. Der Mensch braucht etwas, was sein Inneres, seine Seele berührt. Wie zum Beispiel die Musik.

Und ich bin dankbar, dass es trotz Abstandsgebot in Coronazeiten diese Möglichkeiten gibt, Musik auch als Konzert zu genießen. Und wenn das in so kleinem Rahmen passiert, ist das nochmal etwas ganz Besonderes.

Tatsächlich hätte es für diese Kleinstkonzerte die Pandemie nicht gebraucht – die Idee war ja schon vorher da. Aber jetzt in Zeiten der Pandemie bin ich besonders froh, dass wir nicht vom Brot allein leben müssen. Sondern dass wir auch etwas für das Herz haben können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31457
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