SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

14AUG2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Als ich einen Herrn aus meiner Gemeinde besucht habe – ich nenne ihn jetzt mal Herr Kluge – da haben wir natürlich über Corona und den Lockdown gesprochen und was das alles vielleicht mit Gott zu tun hat und wie sich die Welt denn jetzt verändern würde. Und im Gespräch kommen wir immer wieder auf ein bestimmtes Wort: Demut. 

Dass die Zeiten in der Wohnung einen Demut gelehrt hätten und dass es doch schön wäre, wenn sich diese Demut auch bei manch anderem Zeitgenossen durchsetzen würde… Dass wir das alle überhaupt mal wieder lernen sollten. 

Demut – ein altes und irgendwie verstaubtes Wort, aber in unserem Gespräch blitzte es neu und interessant und es hörte sich nicht danach an, dass man sich in den Staub wirft und sich selbst für schlecht und verkehrt hält. Sondern es klang nach einem Weg in ein glückliches und vor allem genügsames Leben. 

Denn das hat doch die Corona Epidemie gezeigt: Wir können mit sehr viel weniger auskommen. Und natürlich sind Masken doof, aber mehr als unangenehm sind sie ja doch nicht, gemessen an den Problemen einer wirklichen Erkrankung. Wir suchten im Gespräch miteinander einen Sinn für die ganzen Stunden, die wir zuhause verbracht haben. Und immer wieder kamen wir auf das Wort Demut zurück. 

Demut schien für uns zu passen, ich glaube, weil es uns sowas wie einen Sinn in all dem zeigte. Und dabei wussten wir beiden, dass andere um ihr nacktes Leben kämpfen. Sinnsuche ist da ein Luxusproblem. 

Aber gerade deshalb gefällt mir das Wort Demut! Weil es nicht von Luxus erzählt, sondern von einer Bescheidenheit. Die sich zugleich reich anfühlt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31456
weiterlesen...