SWR3 Gedanken

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09AUG2020
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Heute vor 75 Jahren verloren in Nagasaki 70000 Menschen ihr Leben. In einem Augenblick.

Wenn man allerdings die offiziellen Filme von damals sieht, dann schaut man auf eine gewaltige Explosion, man sieht den berühmten Pilz. Und dann spricht im Hintergrund ein amerikanischen Kommentator, der die Wucht und Stärke der Bombe preist. Sie wurde als technische Meisterleistung gefeiert. 

Tatsächlich lösten die Atom-Bomben von Hiroshima und Nagasaki zuerst eine gewisse Begeisterung bei den Amerikanern aus. Und zwar für alles, was irgendwie mit Atom zu tun hatte. Es gab sogar radioaktives Make-up oder Nahrungsergänzungsmittel. Die Amerikaner waren nämlich erst einmal froh, dass durch dies Waffe der zermürbende Krieg zwischen Japan und Amerika beendet werden konnte.

Erst ein langer Bericht der amerikanischen Zeitschrift „The New Yorker“ über Menschen aus Hiroshima und Nagasaki änderte die Meinung auch der Amerikaner: Erst da merkten sie, wieviel Leid diese Technik gebracht hat.

Krieg wird nicht selten von der technischen Seite betrachtet. Dabei sind es Menschen, die sterben und noch lange unter den Folgen der Zerstörung zu leiden haben. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir über diese Menschen mehr erfahren, dass Reporter aus den Kriegsgebieten berichten, nicht als Jubelpresse des Militärs, sondern als Berichterstatter über das, was die Menschen auf beiden Seiten der Front erlebt haben.

Ich finde: Nur so – in dem wir von den Opfern der Kriege hören - können wir mitempfinden, mitleiden und nur so kann sich unser Herz bilden. Denn ich finde, wir sollten uns am 9. August nicht vor allem daran erinnern, wie amerikanische Techniker eine Bombe erfolgreich gezündet haben. Sondern daran, dass heute vor 75 Jahren, 70000 Männer, Frauen und Kinder ihr Leben verloren haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31451
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