SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Besser ein Gemüsegericht, wo Liebe herrscht, als ein gemästeter Ochse und Hass dabei.“ So steht es im Buch der Sprüche im Alten Testament (Sprüche 15,17)
Für die Leute damals war das Fleischgericht selbstverständlich der bessere Happen. Fleisch gab es selten, meist nur an Festtagen. Oft musste man froh sein, überhaupt einigermaßen satt zu werden. Bei uns ist das umgekehrt. Wir haben meist zuviel zu essen und es gibt Menschen, die das Gemüse dem Fleisch vorziehen.
Wir müssen jeden Tag essen. Aber dieses Essen kann sehr verschieden aussehen. Wer selber kocht weiß, dass es trotz vieler Erleichterungen Zeit und Mühe braucht, etwas Gutes auf den Tisch zu bringen. Es ist schön, wenn dann beim Essen eine fröhliche Atmosphäre herrscht und es allen schmeckt. Das hängt nicht nur davon ab, ob es Gemüse oder Braten gibt.
Aber wovon hängt es ab, ob das Essen nach Liebe schmeckt oder nicht? Ich denke davon, ob nur der Magen oder auch das Herz satt wird.

Die Fastenzeit vor Ostern könnte ein Anlaß sein, dem nachzuspüren:

Was bedeutet mir das Essen? Ist es nur ein notwendiges Übel, das möglichst effizient gelöst werden muss, etwa durch Großküchen, die quasi industriell 3000 Essen am Tag produzieren? Oder gilt nur das Beste vom Feinsten, raffinierte Gaumenkitzel, die fast zu schade zum verspeisen sind? Nehme ich mir Zeit fürs Essen? Esse ich allein oder sitzen noch andere in der Runde?
Das alles hängt nicht nur von mir ab. Aber vielleicht kann ich es doch ein wenig beeinflussen. Wenn ich oft allein essen muss, kann ich jemanden einladen. Wenn ich nur wenig Zeit habe, kann ich mir diese doch bewusst nehmen und nicht noch gleichzeitig Zeitung lesen oder sonst was machen.

„Miteinander essen, das kann schön sein, froh zu Tische sitzen, lieben wir. Gaben lasst uns teilen und auch noch verweilen, schön, dass wir beisammen sind.“ So lautet ein Gebet, das mein Sohn im Kindergarten gelernt hat. Er betet es gerne. Miteinander essen kann allerdings auch nervig sein, wenn jeder kommt und geht, wie es ihm passt. Wenn man am Essen herum meckert, die Tischsitten zu wünschen übrig lassen und kaum die Mühe gesehen wird, die das Essenzubereiten kostet. Gemeinsam zu essen ist wichtig für eine Kultur des Miteinander. Diese Kultur braucht Pflege, damit beim gemeinsamen Essen auch das Herz satt werden kann, ob es nun Gemüse oder Braten gibt.

Für mich gehört dazu ein Tischgebet: ein Danke an Gott, damit wir satt werden an Leib und Seele.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3145
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