SWR3 Gedanken

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17AUG2020
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„Liebe Kundschaft, wir öffnen Kasse drei für Sie.“ Wenn diese Durchsage im Supermarkt kommt, weiß ich direkt: jetzt wird es spannend. Normalerweise gilt in der Warteschlange ja „first come – first serve“, also wer zuerst da ist, der kommt auch als erstes dran. Aber wenn eine neue Kasse aufgeht, dann läuft das ja oft so, dass sich jemand von ganz hinten schnell den Platz ganz vorne ergattert. Beim letzten Einkauf war das bei mir so. Da ist ein Mann mit ein paar Kleinigkeiten in der Hand direkt an mir vorbeigezogen. Er hat die Poleposition an der neuen Kasse gekriegt.

In der Bibel gibt es einen Satz, der heißt: „Die letzten werden die ersten sein.“ Jesus hat das gesagt. Er hat dabei natürlich nicht an die Supermarktkasse gedacht. Er hat damit was ganz Anderes beschrieben, nämlich eine andere und ganz neue Welt mit Gott. In der kommen diejenigen als erstes zum Zug, die es am Nötigsten haben. Im Supermarkt würde das dann vielleicht so aussehen: Die kommen als erstes dran, die den ganzen Tag Pfandflaschen sammeln müssen. Oder die, die schnell wieder nach Hause müssen, weil sie sich um einen kranken Angehörigen kümmern. Wenn Gott einen Supermarkt hätte, würde da auf jeden Fall so einiges anders laufen, als ich es gewohnt bin.

Und trotzdem habe ich mich geärgert über den, der letztes Mal an mir vorbeigezogen ist. Aber wer weiß, vielleicht hat er´s ja wirklich nötiger gehabt als ich. Also gönn ich ihm einfach in dem Moment den Platz ganz vorne. Ich glaube: bei Gott kriegt am Schluss sowieso jede und jeder seine ganz persönliche Poleposition.

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