SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

03AUG2020
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Ganz Deutschland ist jetzt in Ferien. Einzig in Mecklenburg-Vorpommern hat heute schon wieder die Schule angefangen. Sonst stehen im ganzen Land die Zeichen auf: Sommerferien. Auch wenn die äußeren Umstände coronabedingt in diesem Jahr zum Teil etwas anders aussehen mögen. Im Grunde ändert das nichts daran, dass die Uhren in diesen Wochen anders gehen. Wo man es merkt, ist es wohltuend, und das liegt hauptsächlich daran, dass es von allem weniger gibt. Dieses Weniger ist für mich immer mehr zu einem Lieblingswort geworden. Weil es etwas ausdrückt, dass ich für heilsam halte. Außerdem passt es zu dem, wie Jesus unterwegs war: mit wenig Ballast und in Ruhe. Davon erzählt die Bibel an etlichen Stellen und immer wieder. Dass Jesus und seine Jünger sich mit wenig begnügt haben, dass sie sich ganz bewusst eingeschränkt und stattdessen das genossen haben, was ihnen von Tag zu Tag zugefallen ist. Ich leide häufig unter dem Zuviel und empfinde es dann als umso angenehmer, wenn es an bestimmten Stellen weniger gibt. Das wird in den nächsten Wochen so sein. Und darauf freue ich mich.

Drei Beispiele dazu.

Ich bin grundsätzlich ein kommunikativer Typ. Aber manchmal schwirrt mir der Kopf angesichts der vielen Menschen, mit denen ich telefoniere und schreibe und spreche. Jesus hat sich immer wieder zurückgezogen, wenn es ihm zu viel wurde. Ferien bedeuten für mich: mehr für mich zu sein, weniger von mir zu geben, Ruhe finden.

Meine Arbeit fürs Radio kommt meinem Bedürfnis nach weniger nicht gerade entgegen. Hier läuft immer etwas, auch unsere Beiträge. Aber wenn ich anständig plane, dann ruht jetzt auch diese Arbeit. Sie ist mir wichtig, aber sie ist nicht alles und sie ist für mich nicht der letzte Sinn in meinem Leben. Jesus hat sehr pointiert darauf hingewiesen, dass der Mensch nicht lebt um zu arbeiten, sondern umgekehrt. Wenn er sagt: Der Mensch ist nicht für den Sabbat da, sondern der Sabbat für den Menschen. Ferien bedeuten für mich: Ausschlafen, meine Pflichten einmal vergessen, in den Tag hineinleben.

Gerade das Letzte fällt mir wirklich nicht leicht. Loslassen. Im Normalfall muss bei mir alles geplant und vorbereitet sein. Das heißt: wenig Risiko, viel Sorge. Gedanken, die hin und her gehen, die abwägen und kalkulieren, auch grübeln. Jesus sagt: Macht euch keine Sorgen; jeder Tag hat genug eigene Plage. Er hat ja so recht. Aber wenn das nur so einfach wäre. In den Ferien passiert es manchmal. Das empfinde ich dann als besonderes Glück!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31429
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