SWR3 Gedanken

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02AUG2020
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Das mit dem Unkraut ist ja so eine Sache. Ich mag den Begriff gar nicht, denn welches Kraut kann schon gleichzeitig ein Un-Kraut sein? Löwenzahn ist so ein Beispiel: sieht doch schön aus, und man kann auch noch Spaß beim Pusten haben. Oder Brombeeren: Immerhin einen Monat lang leckere Früchte. Beim Thema Unkraut gehen die Meinungen auseinander. 

Jesus erzählt ein Gleichnis darüber. Da kommen die Knechte und fragen den Gutsherrn, ob sie das viele Unkraut auf dem Feld ausreißen sollen. Doch dem Herrn ist das zu heikel, weil die Knechte mit dem Unkraut auch das Getreide ausreißen könnten. Deshalb sagt er, sie sollen es erst mal wachsen lassen. Später kann man immer noch schauen, was draus geworden ist. 

Gleichnisse sind wie Vergleiche. Und deshalb glaube ich nicht, dass Jesus hier botanische Tipps geben möchte. Es könnte doch sein, dass er hier das Feld mit meinem Innenleben vergleicht. Wie sieht´s in mir aus? Ist da auch das ein oder andere Unkraut zu entdecken? Ich glaube schon. Manchmal bin ich vielleicht ein bisschen egoistisch oder zu direkt. 

Wenn ich Jesus recht verstehe, dann soll ich mir das Egoistische nicht gleich völlig abtrainieren. Erst mal schauen, ob sich nicht etwas Gutes draus entwickeln kann. So eine Portion Egoismus kann ja auch gut tun. Es gibt viele Menschen, die denken nicht genug an sich selbst, die können weder „nein“ sagen, noch gönnen sie sich mal was Gutes. Bin ich aber zu egoistisch, dann leiden andere darunter. 

Oder wenn jemand sehr offen und direkt seine Meinung sagt. Das kann verletzend sein, aber auch als sehr ehrlich und echt empfunden werden. Jedes Unkraut hat einen guten Kern, und den muss ich finden und herausschälen. So wie bei den Brombeeren oder dem Löwenzahn.

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